Wäre „Knots“ von Sons Of Noel And Adrien ein Gemälde, wäre es eines, das einen schweren und kompliziert verzierten Goldrahmen nötig hätte, um all die wuchtigen und markanten Pinselstriche, die dunklen, schweren Farben und die ineinander laufenden, gewichtigen Motive fassen zu können und ihnen dadurch den verdienten, erhabenen Abschluss zu geben.

Wenn Sänger Jacob Richardson zusammen mit Co-Sängerin Catherine Cardin im mächtigen „Big Bad Bold“ den Refrain anstimmt, dabei dann eine harmonisch verzerrte Geige einsetzt und das Ganze in beinahe hymnischer Intensität immer höhere Schwingungen erreicht, kann man eigentlich nichts anderes tun, als sich in diesem Kosmos aus rohen und gleichzeitig ineinander greifenden Klängen, komplizierten Rhythmen und anklagenden Stimmgeflechten zu verlieren. Dies gilt nicht nur für diesen einen Song, sondern für das gesamte Album der Band: Vom Opener „The Yard“ bis zum Abschluss „Heroine“ trieft diese Platte vor Intensität, Texturreichtum, Komplexität und Reichhaltigkeit. Das macht es natürlich sehr schwer, die Musik von Sons Of Noel And Adrian zu kategorisieren – ist es nun Folk, Bluegrass oder Artrock, der sich hier wabernd in unseren Ohren festkrallt? Und worauf genau stützt sich Richardson beim Songwriting eigentlich? Es werden Einflüsse wie Bill Callahan und Will Oldham genannt, aber „Knots“ scheint mit all dem, was es kann, repräsentiert und zeigt, noch viel mehr zu vereinen und sich jeglicher Etikettierung zu entziehen.

Unmissverständlich festhalten kann man allerdings, dass hier begnadete Profis am Werk sind. Mitglieder der Band scheinen sich mit nichts anderem als Musik auseinanderzusetzen: Entweder sie spielen Solosachen ein, tragen zu Live-Shows von Bands wie Mumford & Sons oder Laura Marling bei oder mischen nebenher auch in den Projekten anderer Musiker mit. Was Sons Of Noel And Adrian tun, wissen sie also ganz genau. Hierbei kommt bei weitem keine leichte Kost heraus, aber die Vielschichtigkeit ihrer Songungetüme fasziniert schlicht und ergreifend bis zuletzt und lässt einen vollkommen beeindruckt hinter sich.

Silvia Silko

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