Rezension

Skrillex

Bangerang


Highlights: Breakn’ A Sweat
Genre: Breakcore // Dubstep // Brostep
Sounds Like: The Prodigy // Scooter // Aphex Twin // Noisia // Kill The Noise

VÖ: 27.01.2012

„Bangerang“ heißt die neue EP des „Phänomens“ Skrillex, eines Mannes, der trotz noch vorhandener Jugendlichkeit (22) schon eine beachtliche Karriere hinter sich hat: Mit 16 Sänger von „From First To Last“ – lief unter den Begriffen Hardcore, Screamo, Emo. Nachdem das stumpfe Schreien und Verprügeln der Instrumente zu langweilig wurde, musste etwas Neues her und – tada! – Sonny Moore fand den Dubstep, nannte sich ab sofort Skrillex und prügelt nun stumpf auf elektronische Instrumente ein. Wann und wie es startete, lässt sich kaum noch nachvollziehen, Fakt ist jedoch, kannte Ende 2010 hierzulande kaum jemand den Künstler, ist er ein Jahr später kaum noch zu übersehen. Eine Handvoll EPs, unzählige Remixe, die Verantwortung für große Teile des aktuellen Korn-Werkes und – ohne je ein Album herausgebracht zu haben – der Ausverkauf wirklich großer Hallen.

Was also soll der „Sound of 2012“, auf den alle so abfahren und der mit „Brostep“ sogar ein eigenes Musikgenre schuf konkret sein? Nun, zunächst einmal überrascht das, was man den Ohren mit viel Bass antun sollte – denn es ist nichts wirklich Neues. Würde man Musikkonsum mit anderen Genüssen des Lebens verbinden, zum Beispiel Essen – man käme auf sehr gute Assoziationen zu dieser Form der elektronischen Musik. Im Vergleich zu beispielsweise The Prodigy, Typ Nackensteak, oder Scooter, eher so das Bauarbeiterschnitzel ohne Alibisalatblatt, ist Skrillex ganz klar eines: Ein Hackbrötchen. Skrillex und Co. drehen hauptsächlich Bekanntes durch den Fleischwolf. Heraus kommt Gehacktes – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Nun kann jeder für sich selbst entscheiden: Hunger bekommen oder Vegetarier sein?

Sieben Songs befinden sich auf „Bangerang“ – sie reichen völlig, um Skrillex komplett kennenzulernen. Breites Synthie- und BigBeat-Intro etwa 30 Sekunden bis eine Minute – dann der erwartbare Knall, bei dem sämtliche Songfragmente wie Splitter in alle Richtungen fliegen. Typische Lautmalereien können mit „woooop-woooop-woooop-iiiieeeekkk-iiiieeekkk“ gefunden werden. Als Material für die Zerlegung eignet sich alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Die Bastionen Pop- und Elektro fielen natürlich als erstes – wer heutzutage was auf sich hält, kommt an Lady-GaGa-Remixen eben nicht vorbei. Auf „Bangerang“ werden nun auch fröhlich Legenden demontiert. Hinter „Breakn‘ A Sweat“ steht „feat. The Doors“ – was im Grunde klingt wie Dubstep, Proll-HipHop und zerstreute 60er-Orgeleien. Wer hierbei zusammenzuckt, liegt richtig, allerdings hat das Stück etwas Abstoßendes und Anziehendes zugleich. „Right In“ und „The Devil's Den“ sind zudem hörbare, gute Songs. Die Billigchartsongs „Summit“ oder „Kyoto“ jedoch hätten ruhig einem der zahlreichen Remixe Platz machen können, die von Skrillex durch die Welt geistern.

Mit „Bangerang“ bekommt man einen 30minütigen Einblick in das Werk dieses Künstlers und des Genres und die EP ist somit ein gutes Indiz dafür, ob man mit diesem Stil etwas anfangen kann oder nicht. So ganz einfach ist es sicher nicht, Skrillex etwas abzugewinnen. Die Musik wirklich ernst zu nehmen, ist quasi unmöglich, vielmehr überwiegt der positive Spaß an der Freude, zu sehen, wie Songstrukturen gezielt zerstört und dem Erdboden gleich gemacht werden.

Klaus Porst

Hören


Stream von "Breakn' A Sweat"

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!