Rezension

Six Organs Of Admittance

Hexadic


Highlights: Wax Chance
Genre: Experimental // Prog-Rock // Post-Rock // New Folk
Sounds Like: Comets On Fire // Sun City Girls

VÖ: 20.02.2015

Primär ist Six Organs Of Admittance das Musikprojekt von Ben Chasny, welcher bis ins Jahr 2008 auch als Gitarrist der Psych- bzw. Noiserockband Comets on Fire aktiv war. Generell lässt sich Chasnys Musik wahrscheinlich als experimentell bezeichnen. Das war es dann aber auch schon mit einer klaren Einordnung und dessen, was Six Organs Of Admittance auf eindeutige Weise kennzeichnen würde. Schubladendenken adé!

Recherchiert man und beschäftigt man sich ein wenig mit dem unbestritten imposanten und umfangreichen Werk, welches Chasny seit 1998 geschaffen hat, so existieren doch die wildesten Ansätze, die zur Erklärung beziehungsweise vereinfachenden Einordnung herhalten müssen: New Folk, New Weird America, Ambient und mehr. Wo beispielsweise aber die musikalischen Schnittstellen mit Künstlern wie Devendra Banhart liegen sollen, der einen Song der Six Organs Of Admittance immerhin auf der durch ihn zusammengestellten Compilation „Golden Apples Of The Sun“ platzierte, erschließt sich einem beim besten Willen nicht einfach so. Ist ja aber auch schön so! Wer sich bei Six Organs Of Admittance in erster Linie an die Butthole Surfers oder vielleicht ja auch Post-Rock der Marke Godspeed! You Black Emperor erinnert fühlt, der muss sich für seinen scheinbaren Irrglauben keineswegs schämen.

Auch „Hexadic“, welches die zweijährige und damit längste Schaffenspause seit dem Bestehen von Six Organs Of Admittance beendet, schafft nämlich in erster Linie wieder eines: Den Hörer zu verstören, zu verwirren und im Unklaren darüber zu lassen, was dieses Album zur Hölle will und was der Hörer damit anfangen soll. „Hexadic“ ist außerdem eine denkbar schlechte Platte, um sich gemütlich berieseln zu lassen oder die Autofahrt erträglicher zu machen. Es knarzt, es quietscht, es nervt teils einfach unglaublich! Man könnte das Hörerlebnis kurz auch so beschreiben: Krach, Krach, Krach, Flamenco-Gitarre, Krach, Chimes, Krach.

Trotz allem sei diesem Album eine vielleicht nicht hoch genug einzuschätzende Virtuosität attestiert. Denn „Hexadic“ ist ein über zwei Jahre gewachsenes und ausgeklügeltes Konstrukt. Die Herangehensweise bestand in etwa darin, dass bestimmte klare Spielregeln für die beteiligten Musiker vorgegeben werden. Die sollten Karten ziehen, sollten sich an bestimmte Tonintervalle oder bestimmte Tonfolgen halten. Zumindest innerhalb dieser Regeln durften sich die Musiker dann großzügigerweise frei austoben. Die Stücke werden so zu Konstrukten aus spielerischen, graphischen und sprachlichen Elementen. Ein Stück entsteht einerseits durch Zufall und andererseits durch Kombinatorik. Das eigentliche Wunder besteht nun darin, dass das Ergebnis einen tatsächlich beinahe mit aller Wucht erschlägt. Die Songs klingen so dreckig und zäh wie ranziges Öl, türmen sich zu einem kolossalen Etwas vor einem auf, das dir im nächsten Moment einen Schluck staubtrockenen Rotwein anbietet. Mindfuck pur! Und es soll ja schließlich Leute geben, die auf so etwas stehen und genau so etwas brauchen.

Interessant ist es sicherlich in erster Linie für die beteiligten Musiker selbst gewesen, Musik auf solch innovative Art und Weise zu machen. Für den Hörer sieht es schon anders aus. Da muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel Spaß es ihm betreitet, anderen beim Monopoly spielen zuzugucken…

Achim Schlachter

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