Rezension

Sic Alps

Napa Asylum


Highlights: Do You Want To Give $$? // Wake Up, It's Over // The First White Man To Touch California Soil
Genre: Garage // Psychedelic // Lo-Fi
Sounds Like: The Black Keys // Thee Oh Sees // The Brian Jonestown Massacre

VÖ: 28.01.2011

Lo-Fi? Endgültig überholt! Nach dem verebbenden Chillwave-Hype sind die Vertreter der jüngsten Witch-House-, Drag- und Rape-Gaze(sic!)-Bewegung längst gestartet, um die Welt mindestens drei Monate lang mit gregorianischen Chören und Goth-Chic zu verdüstern. Fast anachronistisch erscheint dagegen die neue Veröffentlichung “Napa Asylum” der Lo-Fi-Garage-Band Sic Alps. Das “Drag City”-Release bietet dabei die für die Band aus San Francisco mittlerweile erwartete ungefilterte Sturzflut von 22 Songs, welche gerade mal genug Melodie besitzen, um der vollständigen Atonalität zu entkommen, und damit natürlich nur die wenigsten Gehörgänge entern.

Nein, die Welt wartet sicherlich nicht gespannt. Besonders, weil die Sic Alps sich auch noch musikalisch am klassischen Garage Blues und im Besonderen an den Black Keys orientieren. Highlights gibt es natürlich keine, auffällig sind vor allem die kleinen Fehler und Imperfektionen, mit welchen jedes einzelne Lied liebevoll garniert wurde. Verpasste Einsätze, misslungene Soli, ungewollte Tempowechsel. Auch wenn die Band uns natürlich anders denken lassen möchte: Hier wurde nichts dem Zufall überlassen. Die Sic Alps wollen verlebte Rocker sein. Ungewaschen, ungepflegt und widerborstig.

Auch die fürs Genre unerlässliche Lo-Fi-Unterproduktion ist solch ein roter Hering. Kopfhörer enthüllen diese falsche Fährte allerdings schnell. Beim genaueren Hinhören zeigt sich, wie behutsam die Platte unter der breiigen, rauschenden Klangdecke produziert wurde. Jedes Instrument nimmt einen deutlich umrissenen und angestammten Platz ein. Die vermeintlich unbehandelte Ursuppe weicht einer unerwartet nuancierten, transparenten und räumlichen Produktion, welche eigentlich gar nicht zum fragmentarischen, zerfahrenen Image der Band passen will.

Und genau diese Tatsache entblößt die Sic Alps als eine Band, bei der die Attitüde oft wichtiger als die eigentliche Musik ist. Niemand braucht ernsthaft absichtlich zerfahrene Songfragmente, die den Albumfluss zerstören. “Super Max Lament On The Way”? “Wasted At Church”? “My My Lai”? “March Of The Skies”? Alle streichen. Denn die Band kann gute und fertige (!) Songs schreiben, was “Do You Want To Give $$?” oder “The First White Man To Touch California Soil” beweisen. Ihr lieben Sic Alps: Fürs nächste Album bitte sämtliche Erwartungen verweigern. Mehr Mut zum Rock’n’Roll.

Yves Weber

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