Rezension

Scumbucket

Kiss Than Kind


Highlights: fast alles
Genre: Rock
Sounds Like: Queens Of The Stone Age

VÖ: 25.04.2005

Einsteigen und dabei sein, hieß es. Klang verlockend, aber warum haben wir uns auf diesen Höllenritt bloß eingelassen? Jetzt sitzen wir in diesem Zug und Kurt lenkt ihn erbarmungslos Richtung Ende der Galaxie. Während der holprige Verlauf uns durchschüttelt, suchen wir verzweifelt an den Griffen Halt. Schnappen nach Luft, wenn er mit zu hoher Geschwindigkeit in die nächste Kurve lenkt. Schreien laut auf, wenn der Wagen kurz aus der Bahn springt. Atmen tief, wenn er sich doch sofort wieder in die Schienen setzt und weitergleitet. Entschleunigung. Entspannung. Der Fahrtwind weht seicht durch die Haare, bevor wir wieder in die Tiefe fallen. Schreien. Doppelkurven. Krämpfe. Es rumpelt und poltert. Dann kommen wir zum Stehen und steigen langsam aus, denn uns wackeln noch die Knie.

So würde man "Kiss Than Kind" erleben, wenn das Album eine Achterbahnfahrt wäre. Blackmail-Gitarrist Kurt Ebelhäuser erreicht mit seinem viel zu wenig beachteten Nebenprojekt einen neuen Höhepunkt. Vom sphärischem Chorgesang im Intro bis zum verwirrenden Ende - ein Gesamtkunstwerk. Kurt schaukelt sich durch die Wogen der Melodien, setzt an und hebt schon mit "The Guest" ab in eine Welt, in die es nur wenige Künstler schaffen, uns zu entführen. Reitet in "Images Of Devils Burn" höllische Riffs, schreit uns "Them Or Us" entgegen und setzt dazwischen mit "Traces & Things" mutig eine Indie-Ballade. Rockmonster eingebettet zwischen instrumentalen Traumtänze. Die Welt von Scumbucket ist vielfältiger und anders als auf den Vorgängeralben, und denoch findet man sich in ihr sofort wieder. Obwohl sie diesmal fast nur noch aus Kurts Händen geschaffen wurde. Bis auf die Drums hat er alles selbst eingespielt, die Texte zum Großteil alleine, den Rest zusammen mit Dylan Kennedy geschrieben und auch noch selbst produziert. Da er die meiste Zeit alleine im Studio war ist er auf diesem Album vielleicht so mutig und gut. Singt selbstbewusster und präsenter als je zuvor, zaubert die schönsten Melodien und verfeinert jeden Song mit kleinen, feinen Details, die das alles auf ein unerreichbares Niveau heben. In Deutschlands unerreicht muss man spätestens jetzt Kurt Ebelhäuser nicht nur als einen der besten Alternative-Gitarristen, sondern auch der interessantesten und kreativsten Musiker ansehen.

Carsten Roth

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