Rezension

Ryan Adams & The Cardinals

Cold Roses


Highlights: Sweet Illusions // Meadowlake Street // How do you keep love alive // Blossom // Friends // Tonight
Genre: Singer/Songwriter mit Countryeinfluß
Sounds Like: die klassischen amerikanischen Singer/Songwriter

VÖ: 02.05.2005

Ryan Adams hat bereits mit „Love is Hell“ (2003) deutlich gemacht, dass er nicht gedenkt, im knallbunten und tosenden Rock `n Roll Circus eine lärmende Rolle zu übernehmen. Nein, er hat sogar einen weiteren Gang zurückgeschaltet und beschreitet mit Cold Roses gradlinig den Rückweg zu seinen musikalischen Wurzeln, bei denen er in diesem Jahr noch mit „Jacksonville City Nights“ ankommen wird und schillert trotz alledem.

Anhänger, die Ryan Adams mit „Rock ´n Roll“ in seinen Bann gezogen hat, werden überrascht ob der vermeintlich neuen Klänge sein: Singer/Songwriting mit Countryanleihen und zurückhaltender Tempi. Aber experimentierfreudig zeigte er sich schon immer: vom Punk über Country zum Rock ´n Roll und wieder zurück. Wenn „Rock ´n Roll“ New York war, ist „Cold Roses“ eine verregnete Kleinstadt irgendwo in Nashville.

Mit seiner neuen Band The Cardinals verarbeitet er auf „Cold Roses“ wieder einmal verlorene Liebe und trauert Verflossenem hinterher. Und das macht er intensiv, stimmlich und lyrisch facettenreich, wunderbar melancholisch und einfach gut.

Seine Produktionswut in diesem Jahr macht sich schon hier bemerkbar: eine Doppel-CD, 18 Tracks. „Magnolia Mountain“ ein wehmütiger Opener, der in seiner sehnsüchtigen Melancholie sogleich von „Sweet Illusions“ übertroffen wird. Adams singt seinen elenden Herzschmerz in die Welt und mit „Meadowlake Street“ folgt eines der absoluten Highlights der ersten Disc. Etwas erinnert an den fragilen Gesang von Jeff Buckley, kombiniert mit perfekter Gitarrenarbeit steigert sich der Song in die große Frage WHY? Er stellt viele Fragen, so auch: How do you keep love alive? Eine grosse Frage, ein grosser Song.

Die zweite Disc ist wesentlich optimistischer, die dunklen Wolken ziehen fort und musikalisch wird es deutlich countrylastiger: Bottleneck, Steelguitar und Adams geizt nicht mit mondanheulendem Gesang. Das ganze wirkt aber niemals überzogen oder traditionell überbelastet. Country von und mit Ryan Adams bedeutet nicht Squaredance und ist durchweg angenehm. „Tonight“ hätte - als einziger Uptemposong der Doppel-CD – allerdings besser auf eines der Vorgängeralben gepasst.

Adams überzeugt als Singer und Songwriter im klassischen Sinne. Er und die Band bieten solide, erdige Handwerkskunst, die von seinen überraschend abwechslungsreichen Stimm/ungs- und Tonlagen sowie den aus dem Leben gegriffenen Texten getragen wird. Er ist einsam, er ist traurig - aber versteht es, dies genüsslich sehnsuchtsvoll zu verpacken und trägt den Hörer mit in seine bittersüsse Welt des Vermissens und Hoffens.

Silke Sprenger

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