Rezension

Rachael Yamagata

Chesapeake


Highlights: Starlight // The Way It Seems To Go
Genre: Singer/Songwriter // Pop
Sounds Like: Fiona Apple // A Fine Frenzy // Missy Higgins

VÖ: 30.03.2012

Nanu? Was ist denn mit Rachael Yamagata los? Hat sie im Lotto gewonnen? Den Mann fürs Leben gefunden? Oder beim Chinesen zuletzt immer bloß äußerst verheißungsvolle Botschaften in ihren Glückskeksen entdeckt? Diese oder ähnliche Fragen wird sich wohl so manch einer stellen, der die Singer/Songwriterin aus Virginia mit ihrem Zweitwerk "Elephants...Teeth Sinking Into Heart" kennen bzw. lieben gelernt hat und nun mit entsprechenden Erwartungen an ihr neues Album "Chesapeake" herangeht. Denn schon der quietschfidele Opener "Even If I Don't" begrüßt einen mit solch untypisch übermütigem Piano, dass man direkt nochmal einen prüfenden Blick auf das Albumcover in seinen Händen wirft, um sich zu vergewissern, auch wirklich die richtige Platte aufgelegt zu haben, weil man einfach kaum glauben kann, da wirklich derselben Frau zuzuhören, die einem noch vor ein paar Jahren in zutiefst fragilen und unerschrocken intimen Songs ihr liebeskrankes Herz ausgeschüttet hat.

Der etwas irritierte erste Eindruck verfestigt sich in der darauffolgenden ersten Single "Starlight", die wunderbar spröde Strophen mit einem astreinen Radiopop-Refrain kombiniert und damit erstaunlicherweise voll ins Schwarze trifft. Gerade als man dabei ist, an der neuen, deutlich ausgelasseneren Rachael Yamagata langsam aber sicher Gefallen zu finden, driftet das Album jedoch mit dem ach so entspannten "Saturday Morning", einer unerträglich lang(weilig)en Nummer der Marke Jack Johnson, sowie der 08/15-Ballade "You Won't Let Me" in schrecklich belanglose Gefilde ab, aus denen sich die Platte leider bis zum Schluss hin nie so richtig herauszuwinden vermag. Zwar wissen das charmant verjazzte "Stick Around" und der erfrischend aufmüpfige Blues von "The Way It Seems To Go" noch durchaus zu gefallen, letztendlich überwiegen auf dem so unerwartet optimistischen und hoffnungsvollen "Chesapeake" aber leider allzu abgedroschene Klischees und unnötiges Pathos.

Was auch immer Rachael Yamagata letztlich dazu bewegt hat, ihre Traurigkeit abzulegen – den geneigten Radiohörer dürfte ihre Entwicklung sicher nicht stören, ist "Chesapeake" doch eine ausgesprochen zugängliche Platte geworden, die zumindest als Hintergrundmusik keinesfalls eine schlechte Figur macht. Dass das Album derart auf Mainstream-Gefälligkeit getrimmt scheint, obwohl es das erste der Sängerin ist, welches nicht auf einem Major-Label erschien, sondern vielmehr gänzlich über ihre Fans finanziert und self-released wurde, zeugt von einer gewissen Ironie und wird wohl so einige Kenner ihres Talents für die leisen und zerbrechlichen Töne enttäuschen. Zu Recht. Denn was dem glattgebügelten "Cheasapeake" fehlt, ist leider genau das, was bisher immer Yamagatas größte Stärke war: ganz, ganz viel Gefühl.

Paulina Banaszek

Sehen


Video zu "Even If I Don't"
Video zu "Starlight"

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!