Rezension

Psapp

The Only Thing I Ever Wanted


Highlights: Hi // Trycyle
Genre: Folktronica // Toytronica
Sounds Like: The Notwist // Moloko // Björk

VÖ: 19.05.2006

Begeben wir uns in eine Welt des Ungewöhnlichen, des Wundervollen, des Undefinierbaren, in eine Welt voller seltsamer Geräusche. Willkommen in der Welt von Psapp.

Psapp? Nein, wir haben es hier nicht mit einer für die Musikszene ungewöhnlichen Sprache zu tun. Psapp kommen aus Köln und London. Psapp, das ist ein Geräusch, munkelt man. Eine mit Eiswürfeln gefüllte Plastiktüte prallt auf einen Karton, platzt, und was man hört, ist ein „Psapp“? Das sagen zumindest die beiden Soundwerkler Carim Clasmann, in Köln geboren und nun mit seinem Fishtank-Studio in London, und Galia Durant, die Chanteuse des Duos, selbst. Wer es ausprobieren möchte, kann das gerne tun, doch wer eine größere und (noch) ungewöhnlichere Auswahl an Geräuschen geboten bekommen will, lege „The Only Thing I Ever Wanted“, ihr zweites Album, ein, und lasse sich überraschen. Galia verleiht den elf Songs, in denen das Ratschen von aufziehbaren Spielzeugautos oder das Quietschen einer Türe zu hören sind, eine leichte, verträumte, hauchige Stimme.

Bei der Definition der Geräusche kann man in der Tat nur raten. Doch genau das macht die Musik von Psapp wohl aus: verblüffend, mit was man tatsächlich alles Musik machen kann. Und dazu noch wunderschöne, bezaubernde Musik. Musik für einen regnerischen Tag, Musik für einen gemütlichen Tag, Musik zum Arbeiten, Musik zum Träumen und Schwelgen.

Eine knatternde Türe öffnet sich im Hintergrund, quietschend schließt sie sich wieder. Jemand tritt herein. Mit diesen Geräuschen wird man im ersten Song, der sich passenderweise „Hi“ nennt, begrüßt. „Trycyle“ besteht aus süßer, bezaubernder Melodie, hohen Klavierklimpereien und dem Aufziehen des oben genannten Spielzeugautos. In „Make Up“ trifft Galias Stimme lediglich auf ein traumhaft klingendes Klavier, und beim letzten Song „Upstairs“ rennt jemand, was auch sonst, erst einmal die Treppe hinauf, bevor der Song beginnt.

Wenn also kleine, leichte Elektrosounds auf Akustikgitarre und Ratschgeräusche treffen, eine Violine zum Ertönen eines Glöckchens beim Öffnen einer Ladentür heult, man sonstige Alltagsgeräuche wiedererkennt und auch Percussion so gut wie immer dabei ist, dann handelt es sich höchstwahrscheinlich um Psapp. Auch, wenn sich jeder Song auf dem gleichen hohen Level bewegt, sind sie doch alle so einzigartig. Mit diesem Album liefern sie ein Sammelsurium aus strangen und außergewöhnlichen Sounds, verpackt zu knuffigen, traurigschönen Songs, die verzaubern. Sie zu beschreiben, bereitete der Rezensentin fast schon Kopfzerbrechen. Da hilft nur: Selber hören. Und verzaubern lassen.

Stefanie Graze

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