Rezension

Psapp

The Camel's Back


Highlights: I Want That // The Camel`s Back // Screws
Genre: Indie Pop // Toytronic
Sounds Like: Lali Puna // Erlend Øye // Stereolab

VÖ: 24.10.2008

“The straw that broke the camel`s back” heißt es in einem englischen Sprichwort. Das Objekt dieses Sprichworts, laut dem das Fass durch den sprichwörtlichen Tropfen zum Überlaufen gebracht wird, ist der Titel des dritten Albums von Psapp.

„Psapp? Wer ist Psapp?“, werden sich jetzt sicherlich viele fragen, nicht wissend, dass sie mindestens einen Song des deutsch-englischen Duos kennen. Psapp sind mit „Cosy In The Rocket“ nämlich ein weiterer Beweis für die Vereinbarkeit von Indiemusik und Vorabend-/ Abendprogramm. Mag man von der Serie halten, was man will, doch der Titelsong zu „Grey`s Anatomy“ war einfach großartig. Somit beschritten Psapp einen ähnlichen Weg wie vor ihnen schon Bands wie Death Cab For Cutie („O.C. California“) und Tegan & Sara („Scrubs“) – jedoch ohne vergleichbaren Erfolg.

Woran liegt das nun? Und: Kann „The Camel`s Back“ diesen Umstand ändern? Nun, das dritte Album scheint das bisher ausgereifteste Album der Erfinder des Toytronic, was kein Wunder ist, wenn man den Umstand betrachtet, dass sie mittlerweile eine Sammlung ihr Eigen nennen, die zwei Zimmer füllt und in der sich neben verschiedensten Instrumenten alles befindet, das Geräusche erzeugt und derer Carim Clasmann und Galia Durant habhaft werden konnten.

Psapp folgen keiner klaren Linie, obschon man, mit zugegebenermaßen einiger Aufmerksamkeit, einen ganz matt schimmernden roten Faden finden kann, der für die Identifikation eines Psapp-Songs sorgt. Jene strecken sich über diverse Genres, Zeitalter und Konventionsbrüche aus und machen es so schwer, das Album klar zuzuordnen. Mal fühlt man sich, als wäre man allein in einem Altbau der 20er Jahre, dessen einsame Räumlichkeiten alleine durch eine alte Spieluhr beschallt werden, dann wieder funkt sich eine Gitarre durch etwaiges Spielzeuggeklimper, um im nächsten Song von Geigen abgelöst zu werden, die einen nahezu perfekten Folksong ans Ufer tragen. Das alles wird von der verträumten Stimme Galia Durants begleitet, die den Eindruck verstärkt, dass all die Brüche mit Konventionen und Ressentiments keinen Selbstzweck erfüllen, sondern einem höheren Ziel dienen, respektive eben einfach Teil des Gesamtbildes sind, das sich einem nach mehrmaligem Hören erschließen mag.

Aber genau hier liegt das Problem. Der Mainstream ist nicht bereit, diese Aufmerksamkeit aufzubringen und somit werden Psapp auch mit „The Camel`s Back“ nicht zu den neuen Death Cab For Cutie werden. Was eben auch an der Experimentierfreudigkeit und Verspieltheit und der Ausgewogenheit liegt, die in diesem Langspieler steckt. Jeder wird etwas an dieser Band finden, doch ich fürchte, die meisten hören bereits nach dem Vorspann von „Grey`s Anatomy“ auf zu suchen.

Andreas Peters

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