Rezension

Papercuts

Fading Parade


Highlights: The Messenger // Do You Really Wanna Know // Winter Daze
Genre: Dream-Pop // Indie-Pop
Sounds Like: Beach House // Iron and Wine // Tamaryn // Vetiver

VÖ: 04.03.2011

Perfekt konstruierter Pop, ätherische Melodien, die sich malerisch in unberührte Unterwasserlandschaften einbetten: Jason Quever alias Papercuts bestätigt erneut, dass er ein durchaus talentierter Songwriter ist. Bereits 2009 hatte der Sänger aus San Francisco bereits einen Nachweis davon abgeliefert, dass seine Instinkte getrübte, farblose Balladen wie „Future Primitive“ oder „You Can Have What You Want“ entstehen lassen können. Das gefiel nicht nur Sub Pop, die sich nun für das neueste Werk verantwortlich zeigen. Nach Grunge, jeder Menge Lärm und klassischen Pop-Mustern ist da nun eine neue zart beseelte Facette, die mit Low ihren Anfang nahm und inzwischen zu Auswüchsen wie Beach House geführt hat. So gesehen passt das natürlich auf vortreffliche Weise mit der Label-Wahl.

Immerhin gönnen sich Papercuts einen farblichen Neuanstrich ihrer Musik, neben dem süßen, melodiösen Honig und der Lizenz zum Wunden lecken, die man sonst so gewohnt war. Unter dem "Schirm" von Thom Monahan, der in der Vergangenheit Au Revoir Simone oder Beachwood Sparks unterstützte, entstand ein härteres und zugleich sehr intimes Stück Dream-Pop, dem es zu Eigen ist, vieles in kompakter Form zu bündeln.

Eine der Besonderheiten von „Fading Parade“ ist das obsessive Spiel der Spiegelungen von weichem und expansivem Sound. Das Tempo ist oft langsam und bewusst lo-fi, da sind diese Nuancen an harmonischem psychedelischem Folkrock und da ist dieses etwas sperrige Substrat. Dem setzen wir noch eine Fülle an orchestralen Instrumenten entgegen, die dem ganzen genügend Pathos liefern. Und wer braucht heutzutage schon digitale Technik? Quever möchte ganz authentisch wirken und vertraut deswegen weiterhin auf sein Vielspurgerät, auf dem Gitarre, Klavier, Moog, Mellotron, Autoharp, Echoplex usw. auf mysteriöse Weise zusammenfinden. Man muss schon den Hut ziehen, dem ganzen derart viele Zutaten zuzugeben, dass am Ende doch etwas rauskommt, was zumindest nicht eklatant überladen wirkt.

Und sonst? In welch erhellenden Zügen Dream-Pop doch erstrahlen kann! Da hat jemand Licht ins Dunkle gebracht – ganz im Sinne der Aufklärung – und so ganz nebenbei den in seinem Schlafzimmer siechenden, von Traurigkeit geplagten Michel geblendet und aufgeschreckt. Der mag dann doch eigentlich viel lieber Slowdive und den Slowcore von Low. Diesen ganzen Schnickschnack und Pomp, den braucht er schließlich nicht. Obendrauf kannte er den seit Beach House oder Grizzly Bear ja schon. Wie soll man es anders formulieren? Wenn er überhaupt mal lacht, dann bestimmt nicht mehrmals über denselben Witz…

Achim Schlachter

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