Rezension
Panda Bear
Panda Bear Meets The Grim Reaper
Highlights: Mr. Noah // Come To Your Senses // Tropic Of Cancer // Selfish Gene
Genre: Freak Folk // Acid Folk // Indie
Sounds Like: Animal Collective // Avey Tare's Slasher Flicks // John Maus // High Places
VÖ: 09.01.2015
Das New Weird America ist als Bewegung längst tot. Begraben. Zersetzt. Waren Animal Collective Mitte der Nuller noch großes Aushängeschild des Freak Folk, dieses einzigen neuen Rockgenres unmittelbar nach der Jahrtausendwende, welches sich nicht der grassierenden Retromanie beugte und versuchte, einer zunehmend technokratisierten Welt das Ursprüngliche, Magische und Transzendentale wiederzugeben, schienen sie mit ihrem letzten Album „Centipede Hz“ von einem Großteil ihrer Hörerschaft desynchronisiert. Während früher die Nadel stets ausgeglichen zwischen den Polen „zugänglich“ und „abgehoben“ hin- und heroszillierte, war „Centipede Hz“ für viele Hörer ein zu zerfahrenes Klangexperiment. Glücklicherweise veröffentlichen die beiden Hauptsongschreiber Avey Tare und Panda Bear seit Jahren einen beträchtlichen weniger sperrigen Solooutput. Der Titel des mittlerweile fünften Albums „Panda Bear Meets the Grim Reaper“ klingt da erst mal nicht nach Transzendenz und Seelenerhebung.
„Panda Bear Meets the Grim Reaper“ ist dabei glücklicherweise kein überzogenes Memento Mori, kein Jammern, Heulen und Zähneknirschen. Stattdessen versucht Noah Lennox weiterhin durch getragene Choräle und nicht verklingen wollenden Hall, akustische Schönheit und Glücksgefühle so lange wie möglich hinauszuziehen. Panda Bear trifft den Sensenmann, er widersetzt sich diesem jedoch nicht: Die Endlichkeit ist nur eine unumgängliche Tatsache. Bereits mit dem Vorgänger „Tomboy“ hat er den organischen Psychedelic-Pop der früheren Alben hinter sich gelassen und verstärkt elektronische Elemente in seine Alben einfließen lassen. Die neue Platte führt diesen Weg konsequent fort: Hier werden ausschließlich vorgefertigte Samples verbaut, um aus dem Alltäglichen und Banalen etwas Eigenständiges entstehen zu lassen.
Und eigenständig ist „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ immer noch. Vom getragenen Opener „Sequential Circuits“, der vor allem Erwartungen aufbaut, über die bereits im Vorhinein veröffentlichte tanzbare Single „Mr. Noah“, die deutlich eingängiger als alles ist, was Noah Lennox bisher veröffentlicht hat, bis hin zum kanonartigen „Boys Latin“: Die neue Platte ist sehr abwechslungsreich. Wie jedes gute Album aus dem Animal-Collective-Kreis braucht „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ einige Durchläufe, um seine Wirkung voll zu entfalten. Gerade introspektive Balladen wie „Tropic Of Cancer“, die sich explizit dem Thema der Vergänglichkeit widmen, welches sich wie ein roter Faden durch das Album zieht, öffnen sich erst nach wiederholtem Anhören.
Am Schluss erinnert „Acid Wash“ sogar an die schillernden und euphorisierenden Animal Collective aus der „Merriweather Post Pavillon“-Phase, die sich so viele Fans zurückwünschen. Natürlich ist „Panda Bear Meets The Grim Reaper“ „nur“ eine weitere Kerbe in einer Discographie voller Treffer. Wo dieses Album nun im Gesamtwerk anzusiedeln ist, bleibt unwichtig. Hier ist nichts statisch, denn auch diese Phase wird Noah Lennox wohl bald wieder hinter sich lassen. Schöner als auf "Panda Bear Meets The Grim Reaper" kann die Erkenntnis jeglicher Vergänglichkeit kaum klingen.
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