Rezension
Ólafur Arnalds
Re:member
Highlights: Re:member // Inconsist // Partial
Genre: Neoklassik // Ambient
Sounds Like: Nils Frahm // Peter Broderick // Johánn Johánnson
VÖ: 24.08.2018
Das letzte reguläre Album von Ólafur Arnalds ist ganz schön lange her. Seit „For Now I Am Winter“ 2013 erschien, hat sich der Isländer aber natürlich nicht auf die faule Haut gelegt. Ganz im Gegenteil. Neben Arbeiten als Komponist für die Serie „Broadchurch“ und den Independent-Film „Gimme Shelter“ tourte Arnalds unermüdlich mit dem Elektro-Projekt Kiasmos durch die Welt. Und dann gab es auch noch Kollaborationen mit der Pianistin Alice Sara Ott („The Chopin Project“) und seinem Bruder im Geiste, Nils Frahm („Trance Frendz“). Eher erstaunlich, dass Ólafur Arnalds überhaupt noch Zeit gefunden hat, eine neue Platte aufzunehmen.
Auf „Re:member“ erstmals zu hören ist die von Arnalds und dem Audio-Entwickler Halldór Eldjárn entwickelte Software „Stratus“. Über sie steuert der Komponist mit seinem Piano zwei weitere selbstspielende Klaviere an und erzeugt dadurch ganz besondere Harmonien und melodische Sequenzen. Zusammen mit einem Streich-Quartett, Sythesizern und einer ganzen Reihe weiterer elektronischer Elemente erschafft Ólafur Arnalds ein weiteres Mal Klangwelten, die man woanders vergeblich sucht.
„Re:member“ ist allerdings auch eine Platte, welche seinem Hörer die komplette Aufmerksamkeit abverlangt. Sonst gehen sie verloren, die unzähligen kleinen Sounddetails, die in mühevoller Kleinarbeit in die Stücke eingearbeitet wurden. Es sind oftmals nur minimal angespielte Klaviernoten, feine Beat-Einsprengsel oder ganz sanft ertönende Streicher, die den klanglichen Unterschied machen. Man ist fast schon geneigt, von einer unbedingten Kopfhörer-Pflicht zu sprechen, denn sonst entfaltet das Album einfach nicht seine ganze Wirkung.
Einzelne Songs hervorzuheben macht auch keinen wirklichen Sinn. Die Stücke gehen ohnehin mehr oder weniger ineinander über, sodass der Eindruck eines einzelnen großen Werkes entsteht. „Ausreißer“ stellen allenfalls die mit Beats/Drums unterlegten Songs wie „Re:member“, „Inconsist“ oder „Undir“ und der Vocal-Gastbeitrag von Sohn in „Unfold“ dar. Aber auch sie fügen sich alle wunderbar in den großen Klangkosmos von Ólafur Arnalds ein. Zusammen mit Nils Frahm ist der Isländer spätestens jetzt die Speerspitze einer Neoklassik, die sich nichts weniger als die perfekte Soundästhetik auf die Fahnen geschrieben hat.
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