Rezension

Motörhead

Motörizer


Highlights: Rock Out // Buried Alive // Back on the Chain
Genre: Heavy Metal // Hard-Rock
Sounds Like: Motörhead

VÖ: 29.08.2008

"We are Motörhead and we play Rock'n'Roll!"

Der vermeintliche Genreprimus ist zurück. Seit über dreißig Jahren schaffen es die drei Briten um Lemmy Kilmister im Schnitt alle zwei Jahre, ein neues Studioalbum rauszuhauen. In dieser langen Zeit wurden Motörhead zum Kultobjekt. Leider verkam das berühmte Motörhead-T-Shirt in der Zwischenzeit immer mehr zum Trendmodeartikel, ohne dass sich der Träger unbedingt dessen Bedeutung bewusst war. Gerne erinnert man sich an hochphilosophische Sätze am Nürburgring wie z.B. "Hey, da spielen Motörhead, der Name steht ja auf meinem T-Shirt!" oder "Motörhead? Mein Papa sagte, die soll ich mir anschauen, die sind fast wie Slipknot". In diversen Chart-Shows behaupten irgendwelche Z-Promis mit Motörhead aufgewachsen und damals richtige Rocker gewesen zu sein, während im Hintergrund "Ace of Spades" läuft.

Das alles haben Motörhead nicht verdient. Das neue Album "Motörizer" ist gut. Es ist nicht mehr und nicht weniger als man erwarten konnte. Lemmy klingt immer noch wie eine laufende Kreissäge, Phil Campbells Gitarrensolos sind wieder einmal bombastisch und Mikkey Dee, der alte Schwede, vermöbelt sein Schlagzeug in gewohnter Weise. Das Schöne ist, dass jeder nicht zu zart besaitete zu dieser Platte Zugang finden sollte. Wer darauf wartet, dass Motörhead auf die alten Tage noch ihren Stil ändern, der wartet vergebens. Jetzt werden nicht wenige das Wort "Klischee-Metal" in den Mund nehmen. Man kann es aber auch einfach Konstanz nennen. Somit ist "Motörizer" ein Album, dass (Gott sei Dank) wenig Tiefgang hat und einfach nur laut gehört werden muss. Produziert wurde es zu großen Teilen in Dave Grohls Studio in Los Angeles.

OK, textlich ist das Album von genretypischen Metal-Parolen geprägt, aber nochmals: Es sind Motörhead. Motörhead dürfen das. Von Motörhead erwartet man sowas. "Rock Out" erinnert ab dem ersten Riff stark an "Ace of Spades". Doch auch wenn das Album nicht viel neues bietet, dürften Motörhead-Fans aufjubeln und jeder Nichtkenner sollte Mötörizer als Einstieg, quasi als "Motörhead for Dummies", verstehen. Einen Ausreißer nach oben gibt es jedoch: Mit "Back on the Chain" findet sich auf der Platte ein Titel, der unerwartet Stoner-Rock-mäßig beginnt. Extrem "bluesig" wie die QOTSA erzeugt das Stück eine perfekte Verknüpfung von moderner Rockmusik mit klassischem "Old-School-Hard-Rock".

Alle Tracks des Albums werden problemlos auf jede zukünftige Motörhead-Setlist passen. Wer Motörhead schon live erleben durfte, weiß, was das bedeutet. Jeder Titel ist schnell, laut und geht bedingungslos nach vorne. "Runaround Man" läutet das neue Werk unmissverständlich ein: "Don't mess around with the Runaround Man". Sofort wird klar, dass Motörhead hier nicht zur Weltverbesserung beitragen wollen. Motörizer macht einfach Spaß und jeder Highend-HiFi-Händler, der etwas von sich hält, sollte sich diese Platte zu Demonstrationzwecken beschaffen, schon wegen der Gitarrensolos. Im Herbst touren Motörhead wieder und es bleibt abzuwarten, wie Motörizer dem etablierten Fan schmecken wird.

Sascha Lackermann

Finden


Bye-Bye



Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!