Rezension

Moddi

Unsongs


Highlights: Army Dreamers // Eli Geva
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Einar Stray // Peter Broderick // Chris Garneau // Team Me // Sufjan Stevens

VÖ: 16.09.2016

Schon bei seinem letzten Album „Set The House On Fire“ fiel es dem Norweger Pål Moddi Knutsen schwer, seinen kreativen Ansprüchen als Künstler gerecht zu werden. War damals der Rückzug in die Einsamkeit der Ausweg, verfolgt er auf seinem neuen Album einen anderen Ansatz. „Unsongs“ ist eine Sammlung an Songs, die von den verschiedensten Musikern aus allen Teilen der Welt und in den verschiedensten Epochen geschrieben wurden. Was sie verbindet, ist, dass sie allesamt aus verschiedenen Gründen zensiert worden waren. Weil sie Dinge ausgesprochen haben, die nicht ausgesprochen werden sollten, weil sie zu deutlich und zu stark oder zu systemkritisch waren. Drei Jahre lang hat sich Moddi auf die Suche nach diesen Songs begeben, sie sich einverleibt und auf seinem neuen Album zusammengeführt.

Das verbindende Element ist neben dem Leitthema der Zensur Moddis musikalische Handschrift. Er schafft es, diese Lieder mit einer Sensibilität zu vertonen, als habe er sie selbst geschrieben. Dass der Norweger ein herausragendes Gespür dafür hat, wie man mit einfachen Mitteln und ohne unbedingt laut werden zu müssen Spannung erzeugen kann, zeigte er schon auf seinen letzten beiden Alben. Es lässt sich allerdings nicht von der Hand weisen, dass einige der Songs in ihrem jeweiligen Kontext gewiss ihre Berechtigung hatten, in der Qualität des Songwritings aber doch ein wenig schwanken.

Die größte Herausforderung ist es wohl, beim Hören von „Unsongs“ über die stilistischen Unterschiede der verschiedenen Kulturkreise, aus denen die Songs stammen, hinweg- und das Album nicht nur als eine lose Sammlung von Songs anzusehen. Es ist kein Wunder, dass einem da die Interpretationen von Kate Bushs „Army Dreamers“ oder „Eli Geva“, einem Song der norwegischen Sängerin Birgitte Grimstad, direkt besonders gut gefallen. Was jedoch alle Songs gemeinsam haben, ist, dass man ihnen anhören kann, wie sehr Moddi versucht, die Inhalte nachzuempfinden und musikalisch zu vermitteln. Damit erinnert Moddi an die Tradition unter anderem des amerikanischen Folk, in dem es durchaus üblich ist und war, alte Songs auf seine eigene Weise neu zu interpretieren, wie es zum Beispiel auch Sam Amidon macht. So klingt dann beispielsweise ein vietnamesischer Protestsong auf einmal nach einem norwegischen Folksong. Das klingt vielleicht verrückt, aber irgendwie funktioniert es. Ob sich Moddi auf seinem nächtem Album wohl einem ähnlich außergewöhnlichen Thema widmen wird?

Kilian Braungart

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