Rezension

Mikal Cronin

MCII


Highlights: Weight // See It My Way // Peace Of Mind // Piano Mantra
Genre: Indierock // Garage // Psychedelic
Sounds Like: Love // Ty Segall // King Tuff

VÖ: 17.05.2013

Du willst Erfolg? Du willst den Don Pérignon, die fette Stretchlimo und die süßen Höschen? Ja, ja, ja? Gut, das würde Mikal Cronin auch schreien. „MCII“ ist ein auf Kommerz gebürstetes Miststück. Und gerade deswegen so unverschämt liebenswert, eingängig und catchy. Ja, verdammt: Catchy. Während nun einige von Nachhaltigkeit schwafeln und mit erhobenem Zeigefinger gen Plastikpop wedeln, sollte spätestens nach dem dritten Durchlauf auch der Blödeste einsehen, dass diese Platte mit Substanz jongliert und nicht bloß Hashtags aneinanderreiht.

Natürlich zeigt auch das Cover zu „MCII“ wieder ein Wackelbildchen. Damit endet dann allerdings schon glücklicherweise die Gemeinsamkeit zum Vorgänger. Während das erste Album noch vor allem die ersten Gehversuche des hässlichen Bastards aus Garage und Psychedelic beklatscht hat, zielt „MCII“ auf das große Gefühl, den Pathos und den Pop. Und ist gerade deshalb ein unverschämter Triumph. „MCII“ ist das akustische Pendant zu einem Taschenspieler, der seine Welthits einfach mal ganz nonchalant aus dem Ärmel schüttelt. Da wäre einerseits der Opener „Weight“, der sich mit Geigen und Brimborium in den siebten Himmel fiedelt. Dann die Britpop-Travestie „See it My Way“, die einen Chorus meterhoch auf den anderen stapelt. Oder „Peace Of Mind“, welches Poesiealbum-Weisheiten erschreckend ansprechend verpackt.

Natürlich würde der obligatorische Rocker diesem Album verdammt gut zu Gesicht stehen, doch darum geht es halt nicht. Wer Rock will, soll gefälligst den Vorgänger, die Single, die Nebenprojekte und alles andere anhören. Das hier ist Breitbildpop. POP. Spätestens beim entgrenzenden „Piano Mantra“ fällt man nämlich auf die Knie, schmachtet um Vergebung, flennt um die Wette und denkt zumindest während fast fünf Minuten darüber nach, doch der Traumfrau den längst überfälligen Diamantring zu schenken. In diesem Moment sollte selbst ein Tauber erkennen, dass dieser Cronin hier einen richtig fetten Homerun geschossen hat. Einen, der deine Gedanken um den Block jagt, dich nicht einschlafen lässt und dich immer wieder diesen blöden Replay-Knopf einstampfen lässt. Mikal Cronin wird nicht müde, zu skandieren, dass „MCII“ ein persönliches Album ist, daran können auch die Geiger und die sporadischen Soli von Homeboy Ty Segall nichts ändern. San Francisco besitzt ja eh genug Garagen für zwei Helden.

Wird Mikal Cronin nun Stadien, Festhallen und hermetisch abgeschottete Konzertsäle füllen? Hoffentlich nicht, und hoffentlich doch. Cheap Trick haben es schließlich auch geschafft, ohne dabei Gesicht und Würde zu verlieren. Und während die Sonne sanft in einem Wolkenmeer ertrinkt, die Blogger sich wegen einer neuen Buzzband die Finger blutig tippen und hysterische Schreie der Verzückung ausstoßen, werden sich die gescheiten Menschen im Sonnenuntergang zurücklehnen, eine starke Bloody Mary mixen und „MCII“ einen weiteren Durchlauf gönnen. #Love, #Peace, #Harmony, #MCII.

Yves Weber

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