Rezension

Middle Class Rut

Pick Up Your Head


Highlights: Born Too Late // No More // Cut The Line // Aunt Betty
Genre: Rock
Sounds Like: Death From Above 1979 // The White Stripes // The Death Letters // Jane's Addiction

VÖ: 28.06.2013

Middle Class Rut sind fast schon eine Rarität. Der Grund: Sie spielen Rock – und zwar Rock außerhalb der Subgenres, die heutzutage die meisten Bands vereinnahmen: Ohne das ausufernde Gewaber des Psychedelic Rock, ohne die Vergangenheitsorientierung des Classic Rock und ohne die grashalmkauende Mundharmonika-Romantik des Folk-Rock. Die einzige Kategorisierung, die passt, wäre die sowieso schon stark durchlöcherte Schublade des Alternative – die zu allem Überfluss vor ca. 15 Jahren aufhörte, cool zu sein. "Maybe I was born just a little late" heißt es im Opener von „Pick Up Your Head“ – stimmt möglicherweise.

Statt jedoch in der Mitte der Neunziger wären Zack Lopez und Sean Stockham jedoch möglicherweise im Jahr 2005 am besten aufgehoben gewesen, als sich mit Death From Above 1979 ein weiteres Duo damit einen gewissen Kultstatus erspielte, dass es seine Unterzahl durch eine ungeheure Energie und Aggression ausglich. Bei Middle Class Rut sind es hier insbesondere das Drumspiel beziehungsweise die Percussions des scheinbar als Kind in einen Trog Red Bull gefallenen Sean Stockham, die den Song mal beinahe uneinholbar nach vorne treiben (siehe „Born Too Late“), mal beträchtlich zur Stimmung des düster-fantastischen „Cut The Line“ beitragen.

Dass Middle Class Rut hierbei fast immer einen lässigen Groove entstehen lassen, der sich vor soviel Energie eigentlich unter dem Sofa verstecken müsste (man probiere nur einmal, während der gesamten 201 Sekunden von „No Name“ bewegungslos sitzen zu bleiben!), ist weiterhin beachtlich – schade nur, dass sich die hierfür verwendeten Mittel in der zweiten Albumhälfte öfters wiederholen. Dies macht Songs wie den Titeltrack oder „Pick Up Your Head“ gefühlt etwas redundant, bevor „Aunt Betty“ dann noch einmal zeigt, dass der Begriff „sexy“ auch auf Gitarrenriffs zutreffen kann. Mitreißende Rockmusik muss eben weder „klassisch“ noch „psychedelisch“ sein – und um zu zeigen, dass das auch im Jahr 2013 noch gilt, sind Middle Class Rut glücklicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt geboren worden.

Jan Martens

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