Rezension

Mia.

Biste Mode


Highlights: Lauffeuer // United States Of Ich & Du // Vielleicht Bleib Ich
Genre: Pop // Electropop
Sounds Like: Frida Gold // Klee

VÖ: 22.05.2015

Es gab mal eine Zeit, in der Mia. für die deutsche Musikszene relevant waren. Ihr 2002 erschienenes Debütalbum „Hieb Und Stichfest“ mischte Pop, Punk und Elektro, was damals noch ziemlich neu und cool war. Dann kam die Teilnahme am Eurovision-Vorentscheid mit „Hungriges Herz“ und es erinnert sich sicher jeder an die leidige Nationalismusdebatte, die sich am Song „Was Es Ist“ abarbeitete. Da waren Mia. auf einmal in aller Munde und sahen sich Anfeindungen von links und rechts ausgesetzt. Danach war erstmal Schluss mit politisch und kontrovers. Ihr letzter und größter Erfolg zeigte das neue Konzept der Band sehr deutlich: poppig, gefällig, mit etwas ausgefallenen Texten. So kann man es zu etwas bringen – oder schnell wieder in der Versenkung verschwinden. Trotz guter Chartplatzierungen ist von den letzten beiden Alben zum Beispiel nicht viel hängen geblieben. Deshalb lassen Mia. auf ihrer neuen Platte die Leine wieder etwas länger – mit durchwachsenem Ergebnis.

Dabei geben sich die Berliner alle Mühe, sich so vielseitig wie möglich zu präsentieren. Die erste Single „Lauffeuer“ steht direkt in einer Linie mit Liedern wie „Fallschirm“ und dürfte mit seiner gefälligen Art von Pop gut bei der breiten Öffentlichkeit ankommen. „Biste Mode“ gibt sich beinahe chansonhaft lässig. Und dann gibt es da noch eine Handvoll Lieder, die versuchen, an die elektronische Vergangenheit anzuknüpfen, als Mia. noch rebellisch, laut und rotzig waren. Manchmal klappt das ganz gut: „United States Of Ich & Du“ hätte auch gut auf „Hieb & Stichfest“ Platz gefunden und bei „Nein Nein Nein“ stimmt immerhin die Attitüde. Das gilt prinzipiell auch für „Geld“, das das Album abschließt, allerdings ist die Umsetzung der ursprünglichen Idee hier nicht wirklich geglückt. Statt einer Hymne gegen den Kapitalismus findet der Hörer hier zunächst nur eine müde Aneinanderreihung von Schlagwörtern: Geld Geld Geld Geld / Banken Banken Banken Banken / Autos Autos Autos Autos / Ahhhhhhh. Auch wenn der Text dann später aus ganzen Sätzen besteht, beinhaltet er doch nicht mehr als schon tausendmal gehörte Plattitüden. Schade eigentlich.

Auch elektronisch, aber ohne revolutionären Anspruch ist „Berg & Tal“. Der Beat ist kommerziell und stumpf, der Text größtenteils belanglos – abgesehen vielleicht von dem Seitenhieb auf die Kritik: Das Feuilleton zerreißt mich / weil ich, ach Gott / was weiß ich. Trotz (oder gerade wegen) des hohen Trashfaktors macht das Lied eigentlich eine Menge Spaß und gehört auf jeden Fall zu den wenigen Songs, die schon nach kurzer Zeit im Kopf hängen bleiben. Ob Mia. mit „Biste Mode“ an alte Erfolge anknüpfen oder zu neuer Relevanz finden, ist fragwürdig. Der Mix aus Elementen ihrer alten Alben wirkt eher anbiedernd und so, als hätten sie nicht genug neue Ideen gehabt.

Lisa Dücker

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Video zur Single "Lauffeuer"
Video zum Titelsong "Biste Mode"

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