Rezension

Menomena

Mines


Highlights: Dirty Cartoons // Tithe // Five Little Rooms
Genre: Postrock // Indie // Pop
Sounds Like: ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead // The Flaming Lips // Sonic Youth

VÖ: 23.07.2010

Es ist nichts Ungewöhnliches, dass eine Band im Einklang mit ihrer Plattenfirma im Vorab einer Veröffentlichung betont, dass diese das Maß aller Dinge sei. So trifft dieser Fall auch für Menomenas viertes Album "Mines" zu: City Slang betont, dies sei ihre Platte des Jahres, und Menomena betonen, man hätte zu diesem Zeitpunkt kein besseres Werk aufnehmen können als dieses. Mit einer solchen Ankündigung ändert sich die Herangehensweise an ein Stück Musik, denn erfahrungsgemäß ist die Gefahr, nun enttäuscht zu werden, nicht allzu gering: Nur die wenigsten Platten erfüllen solch eine vorausgehende Beschreibung auch nur annähernd. Soviel nur vorab: "Mines" gehört in diese glückliche Kategorie.

Drei Jahre ist es nun schon her, dass die drei Perfektionisten Danny Seim, Justin Harris und Brent Knopf in ihrer Heimat Portland begannen, an ihrem vierten Album in zehn Jahren zu arbeiten. Dabei sind alle drei Multiinstrumentalisten, jeder darf hier alles, und keiner steht im Vordergrund. Der Aufnahmeprozess ist ein besonderer: Brent Knopf, einigen sicherlich als Erschaffer der wunderbaren Indiepop-Platte "Intuit" von Ramona Falls oder Produzent von Dear Reader bekannt, nimmt im Proberaum nahezu unendlich viele Loops der Musik, welche die drei erschaffen, auf. Diese werden dann angehört, reflektiert, zerstückelt, neu zusammengesetzt, so lange, bis jeder der drei zufrieden ist.

Natürlich dauert solch ein Prozess ewig – die Veröffentlichung war ursprünglich für Ende 2008 geplant – und fordert auch seine Opfer: Laut Seim wurde während der Aufnahmen nicht nur ein Herz gebrochen, weil eine wunderschöne Idee durch die jeweils anderen beiden überstimmt wurde. Doch alle erbrachten Opfer tragen Früchte: Es entsteht ein unglaublich interessanter, von der Band treffend als Art-Rock beschriebener Sound, geprägt von überraschenden Laut-Leise-Wechseln, bestückt mit seichtem Indie, verquerem Pop, progressivem Rock und abgedrehten, dreckigen Parts, die an Helden wie Sonic Youth erinnern – sprich: Ein bunter Cocktail aus einer Menge spannender Ideen, bei dem kaum zu glauben ist, dass hier nur drei Leute am Werk waren.

Als wirklich schwierig stellt es sich nun dar, aus dem wie aus einem Guss wirkenden "Mines" Highlights auszumachen, doch sollte es welche geben, dann gehörte dazu definitiv das wunderschöne "Dirty Cartoons": Selten wurden die Zeilen "I'd Like To // Go Home, Go Home" träumerischer untermalt. Während der Song thematisch auf einer Ebene bleibt, steigert sich die musikalische Begleitung beständig in epische Züge. Eine wirklich ruhige Schönheit ist auf über sechs Minuten "Sleeping Beauty", das sich selbst mit dem so passenden wie überraschenden Klavieroutro ein Sahnehäubchen aufsetzt. Der letzte Song "INTIL" ist ein gutes Finale, das Album endet so, wie es ist: Auf den Punkt konzentriert.

"Mines" ist schlichtweg ein Meisterwerk, welches nicht einfach so im Plattenregal verschwinden wird, es wird noch lange in der direkten Nähe des Plattenspielers stehen und immer wieder aufgelegt werden. Es ist ein Album, das bleibt und auch in einigen Jahren noch nicht an Schönheit verloren haben wird, im Gegenteil. Insofern hat City Slang recht damit, dass "Mines" ihre Platte des Jahres ist. Doch man kann das noch erweitern: "Mines" ist auch eine der Platten des Jahres überhaupt, ein Album, dessen wahre Kraft und Stimmigkeit man in Worten nur anreißen kann, ein Album, das mit jedem Mal hören wächst. Und deswegen sei jedem, der Lust auf gute Musik hat, in IKEA-Sprache ans Herz gelegt: Hör dir "Mines" an. Du wirst es nicht bereuen.

Daniel Waldhuber

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