Rezension

Megaloh

Endlich Unendlich


Highlights: Endlich Unendlich // Entschleunigung // Neue Schritte
Genre: HipHop
Sounds Like: Samy Deluxe // Max Herre // Amewu // Chefket

VÖ: 08.03.2013

Vor mittlerweile fast zehn Jahren, brachte der Berliner Rapper Megaloh sein Debütalbum „Im Game“ auf dem selbstgegründeten Label Level Eight raus. Zu diesem Zeitpunkt galt er als einer der Hoffnungsträger für glaubhaften Straßenrap in Deutschland, brachte er doch alle vermeintlich wichtigen Eigenschaften mit. Seine große Statur und seine wuchtige Stimme, kombiniert mit einer selbstbewussten Attitüde und dem ach so wichtigen Migrationshintergrund schienen ein Garant für eine große Karriere in der Szene zu sein und Megaloh genoss größten Respekt unter Kollegen, aber auch in der Fachpresse.

Danach versandete seine Karriere allerdings mehr und mehr, obwohl die Qualität seiner Kollabos und Beiträge auf anderen Alben nie abfiel, bis er 2010 dann die kostenlose EP „Monster“ herausbrachte und damit seine Abneigung gegenüber der Szene als Geschäft in sehr düsteren Songs widerspiegelte. Alles deutete auf einen Abschied hin.

Umso erfreulicher war es mit anzusehen, wie sich in der Folge der nächsten drei Jahre erst Samy Deluxe und in der Konsequenz dann auch Max Herre dem gereiften Megaloh annahmen und ihm auf ihren Songs mehrfach eine Plattform gaben, um sich zu präsentieren, was dieser dankend annahm – und er zeigte, dass er seine Qualitäten in keinster Weise verloren hatte.

2013 kam „Endlich Unendlich“ dann wie ein gefühltes Debütalbum eines weitgereisten Rappers über das Max-Herre-Label Nesola raus und fand endlich auch bei einer breiteren Masse Anklang. Die Fachpresse musste Megaloh schon lange nicht mehr überzeugen und so überschlug sich diese auch mit Lob und Huldigungen.

Thematisch hat sich der Junge aus Moabit dabei weit wegentwickelt von den Straßenanekdoten und Geschichten um das schwere Leben in Berlin, hin zu einem erwachsenen, reflektierten und intelligenten Sound über die grundsätzlichen Fragen des Lebens. Geschichten erzählt er dabei immer noch, aber die proletenhafte Selbstdarstellung ist genauer Beobachtung gewichen und macht „Endlich Unendlich“ so zu einer Platte, die Inhaltlich über jeden Zweifel erhaben ist.

Max Herre und speziell Samy Deluxe, der auf „Neue Schritte“ einen besonders starken Part abliefert, sind so auch die einzigen Gastrapper, während sich die sonstigen Features auf gesungene Refrains beschränkt. Die Songstrukturen mögen noch an klassische Rapsongs erinnern, die Beats sind aber größtenteils mit analogen Sounds zusammengestellt und haben so durchgehend einen besonderen und lebhaften Klang, der in Kombination mit der tiefen, durchdringenden Stimme eine berauschende Kraft entfaltet. Megaloh hat durch die Unterstützung, die ihm zur Verfügung stand, das Möglichste rausgeholt und bei all den Vorwürfen über Eintönigkeit und Eindimensionalität im deutschen Rap, ist „Endlich Unendlich“ eines der besten Gegenbeispiele.

Der Interpret selber ist nach den zehn Jahren in Interviews und bei Auftritten sehr versöhnlich und so kann man ruhigen Gewissens sagen, dass es die zehn Jahre vielleicht einfach gebraucht hat, damit am Ende ein beeindruckendes Album wie „Endlich Unendlich“ steht. Hoffentlich müssen wir trotzdem nicht wieder so viele Jahre auf ein neues Album warten. Den Erfolg hat sich Megaloh auf jeden Fall längst verdient.

Arne Lehrke

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Zwei Songs des Albums im Doppelvideo

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