Rezension

Me And My Drummer

Love Is A Fridge


Highlights: Prague I & II // Blue Splinter View // Grown Up Shape // Traces In The Sand
Genre: Avant-Garde Pop
Sounds Like: Iamamiwhoami // Grimes // Wildbird & Peacedrums // PJ Harvey

VÖ: 12.02.2016

Ziemlich unterkühlt und blass wirkt Matze Pröllochs auf dem Cover des neuen Albums von Me And My Drummer. Auf der Rückseite zu sehen: Charlotte Brandis eiskalter Blick. Ein treffendes Artwork für ein Album, das sich "Love Is A Fridge" nennt. Die Sounds des Duos, die es darauf zu hören gibt, lassen einen jedoch nicht kalt. Sie bewegen sich in der großen Spannbreite des Pop, zwischen abstrakten und sphärischen Klängen von Iamamiwhoami und experimentellem Pop, wie Grimes ihn uns zuletzt geliefert hat, oder auch solchem, der mit den Synthie-Sounds der 80er liebäugelt.

In "Prague I & II" treiben die Trommeln den Song nach vorne, um dann von Streichern unterlegten Melodien kurz Platz zu gewähren, und schließlich mit Synthieklängen vereint wieder los zu stampfen. Nach etwa vier Minuten gewinnt der Streichersound dann wieder die Übermacht, um Teil I des Songs sanft, mit Engelsgesängen vereint, in Teil II überfließen zu lassen.

"Blue Splinter View" könnte der wunderbare Soundtrack für einen einsamen Cowboy sein, kommt mit zurückhaltender Gitarre und trauriger Fidel, um im Refrain PJ-Harvey-gleich gewaltig auszubrechen. "Nuts" wirkt im einen Moment zart und umschmeichelnd, um ebenfalls mit einer poppigen Explosion zu überraschen.

Nicht nur die Melodien sind abwechslungsreich, auch Charlotte Brandis Stimme ist es. Sie zeigt sich mal stark, mal zerbrechlich, mal folkig, mal wild – und spiegelt so die Themen der Lieder in unterschiedlicher Art wider. Hier geht es um die Liebe, aber auch um das Selbst, um Resignation, um Depression, um den Wahnsinn und die Rettung in der Kunst.

Obwohl "Love Is A Fridge" von Beginn an stark ist, wird es im Verlauf immer gewaltiger und endet im großartigen "Traces In The Sand", einem energiegeladenen Elektro-Pop-Stück, das nochmals eine ganz andere Seite zeigt. Me And My Drummer sind auf ihrem Zweitwerk wesentlich bunter und mutiger, zeigen sich in den verschiedensten Facetten ganz anders, als es das blasse Cover und der bedrückende Titel vermuten lassen. Ein großartiges Album, für das sie sich zu Recht vier Jahre Zeit gelassen haben.

Marlena Julia Dorniak

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