Rezension

Marathonmann

Mein Leben Gehört Dir


Highlights: Das Leben der Anderen // Mein Leben gehört Dir // Wunden und Narben
Genre: Post Hardcore // Punk // Rock
Sounds Like: Kmpfsprt // Donots // Naechte

VÖ: 25.03.2016

Entschuldigung für das Wortspiel, aber Marathonmann ist mit ihrer dritten Veröffentlichung „Mein Leben Gehört Dir“ hörbar die Puste ausgegangen. Egal, sind sie doch laut Presseinfo „angekommen“. Stellt sich nur noch die Frage, wo das sein soll? In der gesellschaftlichen Fremdbestimmung, der freiwilligen Selbstaufgabe des fordernden Albumtitels, oder aber in der endgültigen Belanglosigkeit der starken deutschen Punk- und Hardcoreszene? Die Antwort ist wohl irgendwo dazwischen zu finden. 

Wo das Debüt „Holzschwert“ (2012) gerade erst vom Visions Magazin als ein Eckpfeiler der neuen deutschen Punkwelle gesetzt wurde und der Nachfolger “...und wir vergessen was vor uns liegt” (2014) diese Qualität halten konnte, gehen Marathonmann auf der aktuellen Veröffentlichung die Ideen aus. Dabei fängt es vielversprechend an. Nach einem etwas zu bedeutungsschwangeren Intro nimmt „Das Leben der Anderen“ sofort Fahrt auf und geht drei Minuten nicht vom Gas. „Stillstand / Weiter“ brettert ebenso ungestüm los, verliert sich aber schnell in einer gesprochenen Strophe, bevor es in einen aalglatten Pop-Punk Refrain mündet, welchen sich die Donots Gott sei Dank schon lange abgewöhnt haben – Wooohooo-Chöre inklusive. In „Du lässt die Farben gehen“ schreit Calibans Andreas Dörner einige Vocals dazu. Soll wahrscheinlich die Dringlichkeit des Songs unterstreichen, würde auch funktionieren, wären da nicht die „Spoken Word“ Parts und der - warum auch immer - englischsprachige Zwischenpart, die einen nur ratlos zurücklassen. Ähnlich geht es einem nach dem unpassendem Metal-Gefrickel in „Der Himmel bricht ein“, das dann wieder von Chören abgelöst wird und bei dem man sich kurz fragt, ob man tatsächlich die richtige Platte abspielt. 

Marathonmann haben sich für „Mein Leben gehört Dir“ erwachsenes Songwriting auf die Fahnen geschrieben, aber Reißbrett-Pop-Punk mit adoleszenten Themen abgeliefert. Dazu kommen Texte, die tief schürfen wollen, aber oftmals nur an der Oberfläche kratzen und eine Produktion, die den Songs zwar gut steht, nie aber wirklich den nötigen Druck aufbauen kann. 
Vielleicht nimmt sich die Band nach der kommenden Tour mehr Zeit zum Durchatmen und besinnt sich anschließend auf die guten Ansätze zurück. Ein Formtief passiert den Besten und Marathonmann haben alle Vorraussetzungen, diesem wieder zu entfliehen.

Sönke Holsten

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