Rezension

Low

Ones And Sixes


Highlights: Gentle // Spanish Translation // Landslide // DJ
Genre: Slowcore
Sounds Like: Codeine // Doves // Yo La Tengo

VÖ: 11.09.2015

Ein lieber Freund sagte neulich, dass Low seit einer Weile alle zwei Jahre ein neues Album veröffentlichen, und das eigentlich ein bisschen egal sei, weil die großen Taten lange vorbei sind. Er hatte damit nicht ganz unrecht – von den absoluten Großtaten der Band wie „Trust“, „Things We Lost In The Fire“ oder „The Curtain Hits The Cast“ waren „C’mon“ und gerade „The Invisible Way“ doch weiter entfernt. Immer noch Low, aber doch kamen nur noch wenige der großen Stärken der Band heraus. Zu schwelgerisch, zu folkig, zu wenig pointiert. Dabei sind Low eigentlich die maßgebliche Slowcore-Band. Keine andere hat so einen starken Instinkt dafür, wann in einen ausufernden Soundteppich ein Akzent zu setzen ist, der ihn nicht vor sich hinwabern lässt, sondern die Spannung aufrecht erhält, manchmal bis zum Äußersten.

Mit „Ones And Sixes“, dem elften Album der Band (!), finden Low ihre eigene Scharfsinnigkeit wieder und spielen sich teilweise sehr nah an den Maßstab heran, den sie selbst einst definierten. Nicht mehr akustisch ist das Album, nicht mehr schwelgerisch, sondern zerrissen, mitunter mit dumpf pulsierenden, elektronischen Beatfetzen unterlegt („Gentle“), mit ausreißenden verzerrten Gitarren genau im richtigen Moment die Spannung einfangend („Spanish Translation“). Letzterer Song ist eines der Highlights der jüngeren Karriere der Band, ein „Low-Essential“. Alles, was die Band an Stimmung und Musik ausmacht, steckt hier drin. Sogar ein wenig Witz, da der Song auf „No Comprende“ folgt (spanisch für „er/sie versteht nicht“).

War „The Invisible Way“ noch auf „positive Art und Weise schwach an Highlights“, so ist dies hier, noch positiver, voller Highlights. Low finden ihre Nähe zum Postrock wieder, „Landslide“ als eines dieser Highlights ufert über fast genau zehn Minuten vollkommen aus. Low sind nicht nur dem Postrock nahe, sondern auch noch den Schmankerln des Genres wie Godspeed You! Black Emperor, mit denen sie einst zusammenarbeiteten. Mit „Ones and Sixes“ überraschen Low auch nach über zwanzig Jahren Bandgeschichte noch, mit einer Platte ohne große Schwachpunkte, sondern mit vielen Highlights, die sich sowas von lohnt. Und so muss die Ausgangs-Aussage vorerst auf Eis gelegt werden, wer hätte das gedacht. Ab sofort ist es nicht mehr ein bisschen egal, wenn Low wieder eine neue Platte machen.

Daniel Waldhuber

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