Rezension

Loney Dear

Hall Music


Highlights: Name // My Heart // Calm Down // Young Hearts
Genre: Pop // Singer-Songwriter
Sounds Like: Peter, Bjorn & John // Jens Lekman // Midlake // Svavar Knútur

VÖ: 04.11.2011

Man wollte es sich vor zwei Jahren nicht so wirklich eingestehen, aber ein bisschen enttäuscht war man schon von „Dear John“, dem letzten Album von Loney Dear. In ihrem Kern handelte es sich bei den bombastischen Stücken zwar meist um diese kleinen, ehrlichen Songs, für die man Emil Svanängen schätzt und man fand auf dem Album auch einige Einzelsongs, die mit zum Besten gehören, was der schwedische Musiker bislang veröffentlicht hat – so richtig zusammenpassen wollte das alles aber nicht. Auf Loney Dears nun erscheinendem sechsten Album „Hall Music“ sieht das anders aus: „Hall Music“ ist zwar ein weiterer musikalischer Schritt nach vorne, besinnt sich dabei aber auf Loney Dears alte Stärken.

Nach der Veröffentlichung von „Dear John“ tourte Svanängen mit einem Kammerorchester durch Schweden, wofür er sich mit seinen alten Songs erneut auseinandersetzen musste, um sie dem großen Rahmen anzupassen, in dem er sie auf dieser Tour präsentieren wollte. Vielleicht machte es ihm diese Erfahrung leichter, sein intimes Songwriting und die Vision einer mächtigen Instrumentierung unter einen Hut zu bringen. Auch wenn er seine Songs zwischenzeitlich eher einfacher ausgestaltete, so versuchte Svanängen ja bereits auf seinen ersten Alben, seinen Songs dieses Gefühl von Größe und Erhabenheit mitzugeben, auch wenn ihm damals noch die Mittel hierfür fehlten und er dabei auf den Computer zurückgreifen musste. Die Möglichkeit, ein breites Spektrum an Instrumenten zu benutzen, hat Svanängen inzwischen – und er hat gelernt, diese sinnvoll einzusetzen. Es ist wirklich erstaunlich, was für eine Wucht Songs wie „My Heart“ bekommen, wenn sich dann mal die ganze Maschinerie aus Streichern, Bläsern Glocken und Synthesizern in Bewegung gesetzt hat.

Wenn man sich bei Loney Dear mit Fragen der Instrumentierung beschäftigt, kratzt man jedoch nur an der Oberfläche dessen, was diese Musik wirklich ausmacht. Diese Musik berührt einen, weil so viel Tragik und Niedergeschlagenheit in diesen Songs steckt. Dass sie dabei aber so unglaublich leicht bleiben und sich eine positive Haltung bewahren, dass das Leben trotz allem doch irgendwie schön ist, macht die Faszination von Loney Dear aus. Wenn in „Calm Down“ das Xylophon zu seinem bittersüßen Solo ansetzt, ist das einer der Momente, in denen das einem wieder einmal besonders klar wird. Und selbst die zunächst seltsam deplatziert wirkende Hommage an die schwedische Popvergangenheit „What Have I Become?“ strahlt genau diese tragisch-schöne Ambivalenz aus. Die Konstanz, mit der Emil Svanängen ein gutes Album nach dem anderen schreibt, ist wirklich beachtlich. Schön, dass man sich bei all den Enttäuschungen, von denen er singt, auf ihn selbst verlassen kann.

Kilian Braungart

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Video zu "My Heart":

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