Rezension

Limp Bizkit

Gold Cobra


Highlights: Get A Life // Shotgun // Gold Cobra
Genre: Crossover // Nu Metal
Sounds Like: Rage Against The Machine // Drowning Pool // Bloodhound Gang

VÖ: 24.06.2011

Timing ist alles. Kaum eine Band beherzigte diese Maxime des Musikgeschäfts so sehr wie Limp Bizkit. Die Amerikaner schufen mit ihrem dritten Album "Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavored Water" einen Meilenstein und prägten den Sound einer ganzen Generation mit. Doch irgendwie war ihnen an der Spitze der Nu-Metal-Bewegung ihr Händchen für den rechten Track zur rechten Zeit verloren gegangen. Mit dem neuen Jahrtausend endete der Trend zum unpolitischen Gute-Laune-Crossover, den Limp Bizkit verkörperten wie keine zweite Band. Was folgte, waren mittelmäßige Releases, Streit und schließlich die Trennung.

Zwei US-Kriege und drei Fußballweltmeisterschaften später schicken sich die Amis um Sänger Fred Durst nun an, ihr Genre, ihren Sound wiederaufleben zu lassen. Man habe sich zusammengerauft und die Stimmung auf der vergangenen Reunion-Tour sei gut gewesen wie nie. Tatsächlich klingt "Gold Cobra" gehörig nach den Good Ol' Days um das Jahr 2000. Ihr eingemottetes Erfolgsrezept – harte Riffs, aggressiv gerappte Lyrics und ein kleines bisschen Selbstironie – haben Limp Bizkit wiedergefunden und reichlich Gebrauch davon gemacht. Herausgekommen ist ein schnörkelloses Werk, das sich soundtechnisch zunächst ziemlich klar an "CSATHDFW" orientiert – und das meiste, was von der Band danach produziert wurde, bestmöglich ignoriert. Wie früher blafft Durst bei jeder Gelegenheit "Limp Bizkit" und "DJ Lethal, bring it on" in sein Mikro, während Gitarre und Bass den jeweiligen Track zerschreddern. Zwischendurch gibt's ein paar dicke Beats für lau dazu. Richtig gut funktioniert dies bei "Get A Life", "Shotgun" und "Gold Cobra". Auf die Fresse ("Get a life, get a motherfucking life"), auf die Omme ("Everybody jumps to the sound of a shotgun") und in die Vollen ("Knife and slice your shit like bacon") geben sich die Klinke in die Hand. Das ist zwingend und geht steil nach vorn. Für einen Moment scheint es, als hätte die gesamte Welt einen elfjährigen Filmriss hinter sich gebracht, um endlich den lang erwarteten Bonustracks von "CSATHDFW" zu lauschen.

Das Problem: Was im ersten Moment bestechend sympathisch und irgendwie sogar frisch wirkt – weil so lange nicht gehört – verliert schnell an Magie: Aufgewärmter Kaffee bleibt eben nicht so lange heiß wie das Original. Zudem sind die Songs zu dicht beieinander und letztlich auch nicht so auf den Punkt wie auf "CSATHDFW". Es dürfte beispielsweise unmöglich sein, einen signifikanten Unterschied zwischen dem Chorus von "Get A Life" und "Why Try" zu finden – und diese Tracks sind letztlich auch nur Reminiszenzen an die eigenen Erfolge ein Jahrzehnt zuvor. Es ist nicht so, als hätten es Fred Durst und seine Jungs (die mittlerweile auch in den 40ern sind) nicht versucht: Das Ende von "Loser" markiert einen Einschnitt. Während Durst sich über die Audiotune-Gesellschaft lustig macht – und daraus direkt im Anschluss einen eigenen mittelmäßigen Audiotune-Song kreiert – wendet sich "Gold Cobra" der musikalisch etwas anspruchsvolleren Hälfte des Repertoires von Limp Bizkit zu. Das schöne "Killer In You" lässt die Gitarren von der Leine, "Angels" ist eine nette Ballade. Allerdings fehlt hier der Zug nach vorn, echte Fans dürften daher wohl bereits nach den ersten Tracks den Finger auf "Skip Track Back" gesetzt haben, während alle anderen mangels Innovationslosigkeit mit den Schultern zucken – oder sich ebenfalls den Brettern in der ersten Hälfte des Albums hingeben.

"Gold Cobra" ist alles andere als ein Totalausfall – den man nach so langer Funkstille immer befürchten muss –, aber an die Qualität seiner Vorlage "CSATHDFW" kommt es nicht heran. Es scheint, als hätten Limp Bizkit ihr Timing noch nicht so ganz wiedergefunden.

Mischa Karth

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Sample von "Shotgun"
Sample von Gold Cobra

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