Rezension
Laura Marling
Once I Was An Eagle
Highlights: Alles
Genre: New-Folk
Sounds Like: Laura Marling
VÖ: 24.05.2013
Laura Marling ist kein Mädchen mehr, keine blasse Elfe – keine Suchende, sondern eine Findende. Ihre Entwicklung von einer besonderen Newcomerin zu einer Ausnahmekünstlerin konnte die letzten drei Alben lang beobachtet werden.
Verwundbar und transparent hinterfragt sie auf „Alas, I Cannot Swim“ ihre Umwelt und bestimmt auf ihrem nächsten Album 2010, dass sie spricht, weil sie kann. Mit „A Creature I Don't Know“ verlässt Marling ihre jugendliche Naivität und zeigt neue, vorerst konturlose Schattierungen, die abgründiger, dringender, dunkler und vor allem spannender sind. Diese Facette Marlings wird nun auf dem vierten Studioalbum „Once I Was An Eagle“ schonungslos offengelegt.
Hierbei scheinen allerdings zwei Seelen in Marlings Brust zu schlagen, die sich vor allem in der Aufteilung des Albumtitels in zwei äußerst gegensätzliche Songs abzeichnen: In „Once“ muss Marling zugeben once is enough to break you, wohingegen sie in „I Was An Eagle“ trotzig erklärt: I will not be a victim of romance. Das allgegenwärtige Biest des letzten Albums schärft auch hier wieder seine Krallen, von denen sich Marling bereitwillig verletzen zu lassen scheint und fleht: please be gone, beast […] let the little lady be, nur um sich sukzessive als wütenden Master Hunter oder als jagenden Adler zu inszenieren.
Marling lässt auf ihrer Platte daran teilhaben, wie sie die beiden Seiten ihrer Seele auslotet, ausbalanciert und verarbeitet. Genau das macht die Stärke des Albums aus: Es schlägt eine Brücke zwischen der rastlos fragenden und zweifelnden und der starken und wütenden Seite der Person Laura Marling. Hierfür spielt sie ihre Gitarre, dafür singt sie ihre Songs. Mit behutsamem Fingerpicking, intelligenten Arrangements, hübschen Bezügen, besonderen Stilkombinationen und ehrlichem Storytelling ergibt sich eine Platte, die in den Schatten stellt, weil sie zwar gewohnten Folk macht, diesen aber neuartig umsetzt, Instrumente lauern lässt, Rhythmen nicht eingrenzt und in Text und Harmonien zwischen Jazz, Weltmusik, Country, Herzklopfen, Angst, Erhabenheit und Wut zu springen vermag.
Mit „Once I Was An Eagle“ schlägt Marling ein neues Kapitel des New-Folk auf, bringt das Genre auf eine höhere Ebene, lässt alles andere hinter sich. Sie weiß, wovon sie spricht, schaut erhaben und schön in die Welt hinein, breitet ihre Flügel aus, fliegt als Adler ihre Runden und weiß: There's no helping hell.
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