Rezension

La Dispute

Rooms Of The House


Highlights: Hudsonville, MI 1965 // Woman (In Mirror) // Stay Happy There
Genre: Post-Posthardcore
Sounds Like: Defeater // Pavement // Thursday // The Van Pelt

VÖ: 21.03.2014

There are bridges over rivers. There are moments who collapsed […]. There is history in the rooms of the house. Die Stichwörter: Brücken – mal abgebrannt, mal nicht. Vergangene Momente. Und: Geschichte und Geschichten. Sie deuten bereits an: Was sich auf „Rooms Of The House“, dem Album #1 nach dem vielleicht wichtigsten Werk, das der Hardcore in diesem Jahrtausend zu bieten hatte, vor allem geändert hat, ist die Erzählhaltung – denn Jordan Dreyer hält den Finger seltener mitten in die frische Wunde wie noch auf „Wildlife“, er betrachtet nachsinnend alte Narben. Mögen die Songtitel als Symbole gelten: Denn ob unmittelbare „First Reactions After Falling Through The Ice“ oder die Panoramaperspektive auf „Scenes From Highways 1981-2009“ - „Rooms Of The House“ erzählt diesmal aus der Retrospektive. Aufwühlend ist es noch immer.

Und so wie die Geschichten sind auch die Songs, die sie transportieren, weniger unmittelbar, weniger brachial, weniger wuchtig. „Stay Happy There“ als erster Vorbote des Albums schlägt die stärkste Brücke zu den Vorgängern, ist als verzweifelte Versuch der Rettung einer Beziehung aber auch am stärksten im Hier und Jetzt verankert. Everything is happening at once. Auf der anderen Seite der Skala „Woman (In Mirror)“ und „Woman (Reading)“ - beide mehr Indie Pavement'scher Prägung und damit, wäre da nicht Jordan Dreyers schmerzhafte geschrieene Narration, eine Abkehr vom Hardcore. Oder eben dessen Weiterentwicklung, mit La Dispute als erneuten Vorreitern.

Sein sowohl inhaltlich als auch klanglich passendes Ende zu „Rooms In The House“: „Objects In Space“ - textlich ein Versuch, Zusammenhänge in scheinbar zusammenhanglosen Dingen zu finden, Bedeutung zu konstituieren. Musikalisch düster, träge, beinahe kapitulierend. Stellvertretend für La Dispute nach „Wildlife“: Nicht mehr beißend, aber nicht weniger stechend. Weniger Aggression bei gleicher Intensität. Eine Ausnahmeband nach wie vor – und zwar eine, von der nicht nur der Hardcore noch lange profitieren wird. 

Jan Martens

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