Rezension

Katzenjammer

A Kiss Before You Go


Highlights: Cocktails And Ruby Slippers // I Will Dance (When I Walk Away)
Genre: Folklore-Pop-Bastard
Sounds Like: Miss Platnum // Miss Li // Beirut

VÖ: 09.09.2011

Man nehme vier Norwegerinnen, verrühre diese mit interessanten Stimmen und musikalischem Talent. Anschließend gebe man beliebig viele Instrumente hinzu, hebe Weltmusik und Folklore ganz nach Geschmack unter und würze das Ganze mit einer kräftigen Prise Pop. So oder so ähnlich liest sich das Rezept, nach dem Katzenjammers neues Album „A Kiss Before You Go“ entstanden sein muss.

2009 waren Katzenjammer mit ihrem Debüt „Le Pop“ eine echte Überraschung. Ihre Mischung aus Pop und den verschiedensten folklorischen Klängen vom Balkan bis Skandinavien und oft mehrstimmigem, gerne auch schiefem Gesang war so anders und gleichzeitig so unverschämt poppig, dass man es kaum glauben konnte. Hier ein Klappern, da ein Rasseln – hatte da gerade jemand auf eine Gießkanne geschlagen? So viele unterschiedliche Einflüsse vereint auf einem Album, das trotz allem auch wunderbar als Einheit funktionierte.

Das war vor zwei Jahren. Heute gibt es eine neue CD und im Prinzip sind die Rahmenbedingungen dieselben geblieben. Allerdings scheint es eine neue Spielregel zu geben: extremer ist besser. Wobei extrem hier vor allem meint, dass die gesamte musikalische Bandbreite ausgenutzt wird. Es gibt mehr und unterschiedlichere Instrumente als zuvor, das Instrumentalstück ist schneller und abgedrehter, das niedliche Popstück kommt nicht nur im Sixtiesstyle mit Ukulele daher, sondern ist tatsächlich ein vertontes Kuchenrezept, es gibt sogar ein düster inszeniertes Cover von Genesis' „Land Of Confusion“. Mal gibt es mittelalterliche Rhythmen, einen düsteren Walzer, eine Leier oder auch mal ganz spärliche Instrumentierung nur mit Schellenkranz und Pauke wie im epischen, mehrstimmigen „God's Great Duststorm“. Und ja, die Popsongs sind natürlich auch poppiger geworden. Die erste Single „I Will Dance (When I Walk Away)“ ist absolut radiotauglich und ein echter Ohrwurm, wenn auch ziemlich glattgeschliffen. Hier fehlt der Außenseitercharme, den Katzenjammer für gewöhnlich versprühen, dieses gewisse Etwas, das dem Hörer signalisierte, dass er es nicht mit einer gewöhnlichen gecasteten Girlieband zu tun hat – so wie im treibenden „Sheperd's Song“, der als Countrypopsong daherkommt, aber damit spielt: Es gibt eine Tuba, einen guten Einsatz von Wechsel- und Backgroundgesang.

All diese verschiedenen Richtungen, die die Norwegerinnen auf ihrem Zweitwerk einschlagen, führen leider dazu, dass das Album nicht geschlossen, sondern zerfahren wirkt. Es kommt keine richtige Einheit zustande, zu grob sind die Wechsel von Lied zu Lied. Auf Tour, wo die meisten der Stücke schon länger gespielt werden, mag das sehr gut funktionieren, aber auf Albumlänge stört es leider.

Lisa Dücker

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Video zu "I Will Dance (When I Walk Away)"
www.katzenjammer.no

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