Rezension

Junior Boys

Big Black Coat


Highlights: You Say That // Over It // C'mon Baby // Big Black Coat
Genre: Elektro-Pop
Sounds Like: Hot Chip // Caribou // Jessy Lanza // Cut Copy

VÖ: 05.02.2016

Kinder, wie die Zeit vergeht! Kaum zu glauben, aber es ist wirklich schon 10 (!) Jahre her, seit die Junior Boys mit „So This Is Goodbye“ ihr Referenzwerk vorlegten und zusammen mit Hot Chip House-Pop salonfähig machten. Was ist seither eigentlich passiert? Nach zwei weiteren guten, aber nicht so wirklich herausragenden Alben, verordnete sich das kanadische Duo erstmal eine Auszeit. Während Matt Didemus sein eigenes Label gründete, arbeitete Jeremy Greenspan intensiv mit Caribou und Jessy Lanza zusammen. Kein schlechter Zeitvertreib, aber nach einem halben Jahrzehnt durfte man sich ruhig wieder an sein Hauptprojekt ranwagen. Oder etwa nicht?

Es gibt jedenfalls keinen Grund, sich fortan Senior Boys zu nennen. Didemus und Greenspan haben sich nämlich selbst eine hörbare Frischzellenkur verpasst. Der Sound tönt jetzt etwas elektrolastiger und mit mehr Wumms, ohne sich dabei allerdings von den ursprünglichen Wurzeln gänzlich zu verabschieden. Die entspannte Stimme von Greenspan sorgt immer noch für diesen Hauch R&B, und Synthpop bleibt die Konstante, auch wenn man bei den Beats angezogen hat.

Insbesondere die erste Hälfte von „Big Black Coat“ kommt stark daher. Mit „You Say That“, „Over It“ und „C’Mon Baby“ gibt es gleich zum Einsteig drei der besten Songs, welche die Junior Boys je geschrieben haben. Gerade letzterer ist ein echtes Highlight, bei dem „West End Girls“ der Pet Shop Boys und Fisherspooners „Emerge“ zu einem großartigen Bastard zusammengeschmolzen wurden. Auch die nachfolgenden „Baby Give Up On It“ und „M & P“ versprühen diesen speziellen Junior-Boys-Vibe, den man die vergangenen Jahre tatsächlich doch vermisst hat. Das wird beim Hören von „Big Black Coat“ mit jeder Minute klarer.

Und da ist es auch etwas egal, wenn dem Album im weiteren Verlauf deutlich die Luft ausgeht und die Schmalz-Nummer „Baby Don’t Hurt Me“ eben doch weh tut. Mit der siebenminütigen Abschluss-Sause in Form des Titeltracks ist der viertelstündige Leerlauf ohnehin schnell wieder vergessen. Da fahren die Boys nochmal alles auf, was der Sample- und Beatkasten so hergibt. Keine Frage, zum alten Eisen darf man die Kanadier nach diesem gelungenen Comeback noch lange nicht zählen.

Benjamin Köhler

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