Wenn die Länge einer Albenrezension proportional zu der Länge des Albums sein sollte, wäre dieser Text wohl mit diesem Satz bereits um. Anders gesagt: Bei Joyce Manor ist der Albumtitel „Of All Things I Will Soon Grow Tired“ Programm: Darf man, was 13 Minuten lang ist, noch LP nennen?

Gott sei Dank schließt bei Joyce Manor „kurz“ auch in den allermeisten Fällen „kurzweilig“ mit ein – Abkürzungen wie Lo-Fi und DIY drängen sich auf, wenn Joyce Manor beispielsweise auf „Comfortable Clothes“ in 64 Sekunden mit Intro, Bridge, Quasi-Interlude und hastenichtgesehen alles abhandeln, was so in einen Punksong hineingehört und dann mit „See How Tame I Can Be“ und „Drainage“ zwei ebenso kurze balladeske Stücke hinterher schieben. Wo andere Hyperaktive von Eichhörnchen abgelenkt werden, muss man sich das bei Joyce Manor vielleicht wie immer neue Songideen vorstellen, denen schnell hinterher gerannt werden muss.

Das Problem bei all der Kürze jedoch: Oftmals hätte man einen Song durchaus gerne noch länger verfolgen wollen, bevor er vom nächsten abgelöst wird – so fehlen Überhits wie das eben dreiminütige „Constant Headache“ des Debüts und bei einem Song wie der Jawbreaker-Verbeugung „If I Needed You There“, die sogar mal ein Keyboard ausprobiert, bleibt's beim Potential. Es mag bezeichnend sein, dass die beiden Stücke über zwei Minuten zu den Highlights gehören. So viel Spaß Joyce Manor auch immer noch machen – sie bleiben eine der wenigen Bands, denen man hin und wieder einfach gerne etwas Ritalin in die Wasserversorgung mischen würde.

Jan Martens

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