Rezension

Joyce Manor

Never Hung Over Again


Highlights: Victoria // Heart Tattoo // The Jerk
Genre: Punk
Sounds Like: Jawbreaker // Weezer // Lifetime // Modern Baseball

VÖ: 18.07.2014

Herzlichen Glückwunsch, Menschen auf dem Cover der neuen Joyce Manor: ihr habt den Preis für den unrealistischsten Vorsatz aller Zeiten gewonnen. Nach solch einem Party-Selfie „Never Hungover Again“ sein zu wollen, muss nämlich zumindest purer Optimismus sein – und damit ein erfrischend unpassender Titel für das dritte Album des kalifornischen Quartetts, das in seinen Texten eher düstere Bilder voller Zukunftsangst malt.

Glauben wir aber mal, dass Joyce Manor diesen Widerspruch durchaus so geplant haben: denn auch wenn die Band aufgrund diverser Umstände (Albumcoverfotos wie aus 40 Jahre alten Familienalben, Schrammelsound und immer noch Gesamtspiellängen von unter 20 Minuten) manchmal etwas wirkt, als würde sie ihre Alben lieblos dahinschludern, ist insbesondere „Never Hungover Again“ in Wahrheit sehr liebevoll...okay, liebevoll dahingeschludert. Denn die zweiwöchige Arbeit an diesem Album muss im Zeitverständnis von Joyce Manor wohl so ungefähr zwei Jahrzehnten entsprechen, und diese Investition merkt man „Never Hungover Again“ auch an.

Denn zeitintensiv ist es mit Sicherheit nicht nur, zwanzigminütige Postrock-Epen zu schreiben – auch einen simplen Poppunk-Song wie „Heart Tattoo“, der dann nebst allem Ohrwurmpotential auch noch eine coole Basslinie hat, auf 1:51 Minuten zu trimmen, wird kaum schneller gehen. „The Jerk“ ist als Song gar so selbstsicher geworden, dass der Gesang es überhaupt nicht nötig hat, sich die tolle Gitarrenmelodie anzueignen. Anderes bewahrt sich dann aber doch seine hyperaktive Skizzenhaftigkeit – so ist der „Catalina Fight Song“ nach 65 Sekunden gegessen und hätte dabei wahrscheinlich am liebsten noch alle Instrumente, die nicht Schlagzeug heißen, komplett rausgeworfen.

Aber Joyce Manor haben es eben schon immer geschafft, in kurzer Zeit viel zu sagen – so zweifelhaft eine Aussage wie „Never Hungover Again“ auch sein mag. So geradezu herausgelogen wie das finale It all goes wrong in „The Jerk“ sind sie aber dann doch selten – denn in letzter Instanz läuft bei Joyce Manor eigentlich immer eine ganze Menge genau richtig.

Jan Martens

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