Rezension
John Grant
Pale Green Ghosts
Highlights: Pale Green Ghosts // Why Don't You Love Me Anymore // Ernest Borgnine
Genre: Synth-Pop // Singer-Songwriter
Sounds Like: Gus Gus // The Czars // Hercules And Love Affair
VÖ: 08.03.2013
In der Welt der Musik wird seit jeher nichts so unablässig besungen wie der große Herzschmerz. Die seelischen Qualen, die mit unglücklichen oder bereits gescheiterten Beziehungen, mit unerwiderter oder auch verbotener Liebe einhergehen, vermag dabei kaum jemand so schonungslos ehrlich musikalisch in Szene zu setzen wie John Grant. Hatte der ehemalige The-Czars-Frontman auf seinem bemerkenswerten Solo-Debüt „Queen Of Denmark“ noch auf locker-flockig vor sich hin folkende Softrock-Arrangements von den geschätzten Kollegen von Midlake gesetzt, um seinen emotionalen Ballast in scharfzüngigen Songs zu verarbeiten, bedient er sich auf „Pale Green Ghosts“ nunmehr der Produktionskünste des Elektro-affinen Biggi Veira von Gus Gus.
Welch großen Einfluss der Isländer dabei auf den Sound des neuen Albums hatte, lässt sich bereits im Opener „Pale Green Ghosts“ erahnen, der mit seiner düster-mystischen, von wabernder Elektronik und elegischen Streichern dominierten Ästhetik fast ein wenig den Eindruck erweckt, dem Soundtrack eines David-Lynch-Films entsprungen zu sein. Die kühlen, oft spröden Synthie-Klänge, die sich durch nahezu das gesamte Album ziehen, spiegeln sich auch in den Lyrics wider. Schimmerte auf dem von beißendem Sarkasmus nur so strotzenden Vorgänger noch eine gewisse Portion Selbstironie durch, die auflockernd und oft auch amüsant wirkte, scheint der Schmerz mittlerweile sehr viel tiefer zu sitzen. So hat Grant vielleicht seine Alkohol- und Drogensucht überwunden, dafür aber nicht nur mit einem gebrochenen Herzen, sondern auch mit der Diagnose HIV („Ernest Borgnine“) und der anhaltenden Homophobie in der Gesellschaft („Glacier“) zu kämpfen.
Der alles durchdringende Liebeskummer steht dabei immer wieder im Vordergrund. Nach der Trennung von seinem langjährigen Lebensgefährten durchläuft Grant in einem Großteil der Songs, insbesondere den gemeinsam mit Sinead O’Connor aufgenommenen „GMT“, „It Doesn’t Matter To Him” und „Why Don’t You Love Me Anymore?“, die so typischen Phasen der Trauer – vom Nichtwahrhabenwollen („Remember walking hand in hand, side by side“) über Wut („What you got is a black belt in BS“) bis hin zur Depression („I don’t know that much about guns, but I feel like I’ve been shot by one“) und schließlich Akzeptanz („I could be anything, but I could never win his heart again”). Wie man es von ihm gewohnt ist, trägt Grant sein Herz so offen auf der Zunge, dass man gar nicht anders kann, als mitzufühlen. Denn auch wenn das Thema Trennungsschmerz an sich eine alte Kamelle ist: So plastisch und so authentisch bringt ihn nun mal kaum ein anderer rüber.
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