Rezension

Jimmy Eat World

Damage


Highlights: Lean // How You'd Have Me // No, Never
Genre: Alternative Rock // Emo
Sounds Like: The Get Up Kids // Nada Surf // Sunny Day Real Estate

VÖ: 07.06.2013

Der liebliche Korall der Lippen wird verbleichen, der Schultern warmer Schnee wird werden kalter Sand... Harter Tobak, aber schon im Barock wusste man: Jugend und Schönheit sind vergänglich; was heute noch knackig-frisch ist, wirkt morgen oft schon alt und welk. Dass das auch in der Musik der Fall sein kann – darauf können sich Jimmy Eat World mittlerweile schon einmal einstellen.

Kaum eine Band können viele schließlich so sehr mit der Jugend, sowohl mit ihren kleinen, großen Sorgen als auch ihren vielen euphorischen Momenten, verbinden wie die Band aus Arizona, die – besonders auf „Bleed American“ und „Clarity“ – beiderlei Gefühle in gefühlvolle Emo-Balladen als auch unsterbliche Poprockhits zu gießen vermochte. Die Unbeschwertheit, mit der dies geschah, schien der Band jedoch immer weiter abzugehen, bis man nun – ein Dutzend Jahre nach „Bleed American“ – bei „Damage“ angelangt ist.

Es ist nun nicht so, dass „Damage“ ein wirklich schlechtes Album wäre – auch wenn Jimmy Eat World es scheinbar aus irgendeinem Grund als solches präsentieren möchten. So ist die Vorabsingle „I Will Steal You Back“ (insbesondere im Vergleich zu früheren Singles) einfach nur nichtssagend, der Opener „Appreciation“ wiederum poltert relativ stumpf nach vorne, ohne bei solchem Schnickschnack wie einer guten Melodie Halt zu machen. Wer den Spieß umdreht und das Album von hinten beginnt, hat's auch nicht viel besser, sondern stößt mit „Byebyelove“ recht schnell auf eine Ballade, die von älteren Pendants wie „Hear You Me“ zwar keine Welten, aber doch große Tümpel aus Schmalz trennen.

Zwischendrin fühlt man sich zumindest immer wieder an die früheren Großtaten dieser Band erinnert: „How You'd Have Me“ und „No, Never“ hätten auch schon vor anderthalb Jahrzehnten entstanden sein können und für einen Song wie „Lean“ würden Nada Surf wahrscheinlich wehrlose Omas auf der Straße überfallen. Zunehmend deutlicher werden die Verfallserscheinungen von Jimmy Eat World leider dennoch – und im Gegensatz zum verbleichenden Korall der Lippen lassen sich diese leider auf Dauer nur schwer überschminken.

Jan Martens

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