Rezension

Hooded Fang
Gravez
Highlights: Graves // Bye Bye Land // Wasteland // Never Minding
Genre: Indie-Rock // Surf-Rock // Rock'n'Roll
Sounds Like: Mazes // The Zombies // King Tuff
VÖ: 31.05.2013

„Gravez“ ist das nunmehr dritte Album von Hooded Fang aus Toronto. Was das „z“ am Ende des Albumnamens sucht, weiß wirklich niemand, wahrscheinlich dient es nur der Irritation, erinnert es doch ein wenig an die in Hip-Hop-Kreisen weit verbreiteten orthographischen Besonderheiten. Hip-Hop finden wir auf „Gravez“ aber ebenso wenig wie den düsteren Sound, den man beim Albumnamen vielleicht erwarten würde. Stattdessen hauen uns Hooded Fang eine astreine Indierock-Scheibe um die Ohren.
Auf einer Albumlänge von nur gut dreißig Minuten wäre ohnehin kaum Zeit für Langeweile, die Band gibt erfreulicherweise dennoch Vollgas, so dass man gerne länger zuhören würde. Zehn Songs sind ja eigentlich auch eine sehr angemessene Anzahl für ein Album, allerdings tricksen Hooded Fang hier ein wenig, indem sie das Album mit den eher verzichtbaren „Dry Range Intro“ und "Dry Range Outro“ einrahmen. Ob sie damit wohl darüber hinwegtäuschen wollten, dass sich auf „Gravez“ eigentlich nur acht wirkliche Songs finden? So muss man sich nun damit begnügen, zunächst 30 Sekunden jazziges Gitarrengeplätscher hören zu müssen, das kaum zum übrigen Stil des Albums passt. Wenn der erste „richtige“ Song „Graves“, dieses Mal mit einem „s“ am Ende, einsetzt, ist dies aber vergessen und verziehen. Die Gitarren erinnern an die Beach Boys und es stellt sich die Frage, ob man auf dem Lake Ontario eigentlich auch surfen kann. Die folgende „Ode To Subterrania“ wirkt hingegen leicht hyperaktiv, die Gitarren flackern nervös in der Gegend herum, während der Gesang ins Psychedelische abdriftet. Insgesamt lassen sich auf „Gravez“ einige verschiedene Stilrichtungen ausmachen, womit die Band ihre Wandlungsfähigkeit eindrücklich unter Beweis stellt.
Apropos Wandlung, eine solche vollzog sich im Laufe der Jahre auch im Bandgefüge. Am äußerst einfallsreich betitelten Debüt namens „Album“ waren noch sieben MusikerInnen beteiligt, was dazu führte, dass ein eher orchestraler Sound à la Arcade Fire verfolgt, jedoch nicht ganz erreicht wurde. Auf dem zweiten Album „Tosta Mista“ war dahingegen eine größere Eigenständigkeit zu spüren, die sich in der bandeigenen Oddness äußerte. Mit „Gravez“ schließlich legt die auf mittlerweile vier Mitglieder geschrumpfte Band – ob es sich hierbei um ein „gesundschrumpfen“ handelte, sei dahingestellt – ein eher klassischeres Indie-Rock'n'Roll-Album vor, was jedoch keineswegs negativ zu bewerten ist. Vielmehr ziehen Songs wie die Single „Graves“ oder die tollen „Wasteland“ und „Bye Bye Land“ die ZuhörerInnen durch ihre Eingängigkeit tief in das Album hinein, ohne an der Kehrseite der Eingängigkeit, der Langeweile, zu leiden. Die schon angesprochene „Ode To Subterrania“ und das zurückgelehnt-coole „Genes“ bilden interessante Kontraste und bewahren erfolgreich vor einer Surf-Rock-Eintönigkeit.
Insgesamt legen Hooded Fang mit „Gravez“ also ein gutes, wenn auch nicht herausragendes Album vor und man kann auf ihre weitere Entwicklung sehr gespannt sein. Vielleicht fällt das nächste Album dann auch endlich ein bisschen länger aus, zu wünschen wäre es auf jeden Fall!
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