Rezension

Gotan Project

Tango 3.0


Highlights: La Gloria
Genre: Tango
Sounds Like: -

VÖ: 23.04.2010

„La Revancha Del Tango“. Was für eine angenehme Überraschung war es, als vor knapp 10 Jahren diese Mischung aus Tango, TripHop, Lounge und zig anderen Einflüssen erschien. Die perfekte Musik für jede Art ruhiger Unterhaltung oder Untermalung. Der Nachfolger „Lunatico“ konnte nicht mehr ganz an dieses Werk anknüpfen, versuchte er doch zu sehr, den Erfolg des Erstlings zu kopieren. „Tango 3.0“ sagt nun bereits im Titel Einiges. Es bleibt daher zu klären: Selbstkopie und inspirationsloses „weiter wie bisher“ oder alte Stärken mit neuen Elementen hervorgehoben?

Schon die ersten Klänge zeigen deutlich: Das Bandonéon steht weiterhin über allem – jenes Instrument, von außen einem Akkordeon zum Verwechseln ähnlich, welches in Sekundenbruchteilen zwischen schnellen auftreibenden Elementen schwanken kann, als auch tiefe Melancholie und Schwermütigkeit ausdrückt. Eine erste kleine Überraschung bietet „Rayuela“ – Kinderchöre. „Peligro“ knüft an Stücke wie „Vuelvo Al Sur“ oder „Santa Maria (Del Buen Ayre)“ an, was unter anderem an der markanten Stimme Christina Vilallongas liegt. Highlight des Albums ist „La Gloria“, unterlegt mit einem ziemlich breiten Beat. „Panamericana“ klingt ein wenig, als hätte man sich Gitarrenspuren von Noir Desir ausgeliehen. Interessant ist auch „De Hombre A Hombre“, das Potential hat, im nächsten Quentin-Tarantino-Film eine zentrale Position einzunehmen.

„Tango 3.0.“ schafft es wirklich, durch Verwendung gleichbleibender Grundelemente mit verschiedenen Aufsätzen noch neue Akzente zu setzen, wenngleich dies auch nicht in jedem Stück gelingt. Ein Teil des Albums ist ein wenig zu gefällig, zu sehr Fortführung eines immer gleichen Schemas (Beispielsweise „Mi Milones“ oder „Desilusion“). Der überwiegende Teil jedoch schafft atmosphärische Wohlfühlmusik, die an einigen Stellen genau richtig mit diversen Spielereien gespickt ist, um immer mal wieder in den Vordergrund zu treten. „Tango 3.0“ erreicht zwar nicht ganz das Niveau ihres Erstwerkes, allerdings kann man zu dieser erneuten Tango-Tanz-Aufforderung der Band wohl kaum nein sagen.

Klaus Porst

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