Rezension

Gotan Project

La Revancha Del Tango / La Revancha En Cumbia


Highlights: Vuelvo Al Sur // La Del Ruso // Triptico
Genre: TripHop // Tango
Sounds Like: Massive Attack // Buraka Som Sistema // Bonde Do Role // CSS

VÖ: 21.10.2011

Schon kleine Kinder wissen: Zum Geburtstag gibt es Geschenke. Mittelgroße Kinder wissen: Zum Geburtstag gibt es immer wieder Geld, weswegen man auch mit 25 gern noch den beschwerlichen Heimweg aus der Studienstadt der Wahl in die tiefste Provinz zu Großeltern und entfernten Verwandten auf sich nimmt. Mit dabei haben sollte man immer ein paar neue Erzählungen und manchmal Kleinigkeiten, um die daheim gebliebene Bande mit neuen Erfolgsgeschichten des Nachwuchses für den Nachbarn am Gartenzaun zu versorgen. Irgendwann einmal müssen diese Vorgänge auch Mitarbeiter von Plattenfirmen aufgefallen sein, so dass insbesondere zu runden Geburtstagen alte Bekannte nochmals in die Plattenläden geschickt werden, um ein paar Scheine aus den Geldbörsen geneigter Musikfans zu holen. Mal sind solche Aktionen komplett sinnfrei und dreist (siehe die x-te Neuauflage sämtlicher „Pink Floyd“-Alben), mal durchaus eine Überlegung wert („Nevermind“).

Auch Gotan Projekt haben in diesem Jahr genug Grund zum Feiern und damit irgendjemand den dafür bereitgestellten Champagner und Co bezahlen kann, gibt es zum 10. Jubiläum das großartige Durchbruchsalbum „La Revancha Del Tango“ in neuer Aufmachung, sowie in den kommenden Monaten noch eine schicke Live-DVD und natürlich eine Best Of. Da über das Hauptwerk schon genug geschrieben wurde, widmen wir uns der zum Re-Release mitgegebenen Kleinigkeit, die unsere Herzen und Portemonnaies öffnen soll: „La Revancha En Cumbia“.

War 2001 der Mix aus Tango und TripHop ein ziemlich innovativer, so ist es derzeit Cumbia: Ein Mix aus irgendwie allem, Grundlage jedoch ist ein „südamerikanischer“ Sound. Was passt da besser, als sich die alten Stücke noch einmal vorzunehmen und neu zu arrangieren? Zunächst eröffnet, wie auch auf dem Hauptwerk, „Queremoz Paz“ das Album. Dessen „King Coya Rmx“ orientiert sich sehr stark am Original und nimmt sogar noch einiges an Fahrt heraus. Auch das folgende „Epoca“ wurde stark in die Länge gezogen und eher entschleunigt als zu einem Clubhit verdichtet. Wie hochwertig die Originale sind, erkennt man auch daran, dass selbst recht einfallslose Remixe noch halbwegs gute Songs hinterlassen.

War schon auf „La Revancha Del Tango“ das Stück „Triptico“ ein recht zentrales, herausragendes, so ist auch der Remix ein erstes Highlight. Dabei erreicht die Version von Frikstailers schon am ehesten den Sound von Bands wie Buraka Som Sistema. Bei „Santa Maria“ scheppern die Bässe schön vor sich hin, um im folgenden „Una Musica Brutal“ in Dubsteptiefen zu versinken. Der Remix zu „Last Tango In Paris“ stammt von „Fauna“ und wirft eigentlich nur eine Frage auf: Welcher Witzbold kommt ausgerechnet auf die Idee, DEN EINEN Beat, aus dem Cypress Hill eine stattliche Anzahl Alben gemacht haben, auf TripHop-Tango zu übertragen? Während man noch grübelt, zerschießt einem „La Del Ruso“ komplett die Nerven: Videospiel-TripHop-Tango! Immer wieder gern gesehen und gehört, wie alte Gameboysounds zu Musik verarbeitet werden. Oder eben andersherum. Dagegen wirkt der abschließende Remix zu „Vuelvo Al Sur“ fast bieder, obgleich dieser mit verhülltem Stampfbeat ziemlich cool daherkommen könnte, wäre er anders platziert.

Das Ergebnis? „Komm, hier haste nen 5er, aber kauf dir was Vernünftiges davon“.

Klaus Porst

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Remix zu Triptico
Remix zu Una Musica Brutal

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