Rezension
Future Of The Left
Curses
Highlights: The Lord Hates A Coward // Manchasm // My Gymnastic Past // Adeadenemyalwayssmellsgood
Genre: Noise-Rock // Indie
Sounds Like: Mclusky // Pixies // The Jesus Lizard
VÖ: 28.09.2007
Krach, Lärm, tonaler Terror. Wie man es auch nennen mag, es eröffnet diese Platte. Kein Intro, kein Geplänkel - gleich mitten hinein in den Dreck mit völlig verzerrtem Bass und sägend-quietschender Gitarre: Ein Song, ein Statement, das da lautet: „Es gibt eine Erwartungshaltung? Fuck that!“ Und ja, die gibt es.
Zunächst Exkurs: Mit Mclusky Split 2004 war die wohl humorvollste und beste Noise-Rock Band der Welt Geschichte. „Manche Bands trennen sich aufgrund musikalischer Differenzen. Mclusky trennten sich aufgrund von Differenzen“, nannte Sänger/Gitarrist/Chefhysteriker Andy Falkous auf der Bandhomepage als die Trennungsgründe, gleichzeitig jedoch die Aussicht gebend, weiterhin mit Schlagzeuger Jack Egglestone zusammenarbeiten zu wollen. Bassist / Vollzeitirrer Jon Chapple hatte dann erstaunlich schnell mit Shooting At Unarmed Men eine neue Band am Start, mit der nun dem Indierock gehuldigt wird. Die Fans fragten sich also ziemlich schnell, ob das Mclusky-Erbe überhaupt verwaltet werden würde.Nach drei endlos langen Jahren nun also die Entwarnung: Future Of The Left sind die grinsenden Enkel. Falkous und Egglestone haben mit Ex-Jarcrew Sänger/Bassist Kelson Louis Matthias einen ebenbürdig Wahnsinnigen gefunden, der als überaus netten Bonus auch noch sein Instrument beherrscht.
So geht die Platte nun mit diesem fiesen Noiserockklumpen namens „The Lord Hates A Coward“ los. Als Opener unschlüssig, möchte man meinen, allerdings war es laut Falkous das Stück, das Future Of The Left endgültig zu ihrem Sound verhalf. Ein mutiger und sogar banddokumentarischer Einstieg. Was folgt, ist eine dieser Platten, bei der die Lieblingssongs nach jedem Hören wechseln. Teilweise auf völlig obskuren Ideen fußend, gelingen dem Trio hier „Hits“, die das Kunststück vollbringen bei aller Eingängigkeit gleichzeitig total massenuntauglich zu sein. So zum Beispiel das grandios dämliche, in sagenhaft schiefem Zweigesang vorgetragene „Manchasm“, das davon handelt, wie schrecklich Falkous' Kater Collin ihn während einer Tour vermisst. „Collin is a pussy, a very pretty pussycat“ - daher durfte er auch mit aufs Bandfoto. Oder der Schlußpart der Debilo- Hymne „My Gymnastic Past“, der tagelang nicht aus dem Kopf verschwinden will. „Kept By Bees“ kommt eine Minute lang gar ganz ohne Saiteninstrumente, dafür aber mit breitarschigem Hardrockbeat aus, nur um dann eine umso gewaltigere Gitarrenlawine losdonnern zu lassen. Überraschungen finden sich in jedem Song, ständig schmunzelt man ob einer neuen abgedrehten Idee - das plötzlich einsetzende Piano im Midtempo-Groover „Real Men Hunt In Packs“ setzt dem die Krone auf.
Prägnante, kantige Songs, sich auszeichnend durch einen Lärmwettbewerb von Gitarre und Bass, bei dem es keinen Sieger zu geben scheint, ergänzt durch zwei Vokalisten, die aus ihren schrägen Stimmen keinen Hehl, sondern eine Tugend machen, gewürzt mit Falkous' abstrusem, zynischen Textwirrwarr, welches hinter einer Fassade der Sinnlosigkeit mal spaßige, mal sehr kritische Aussagen blicken lässt: Das sind Future Of The Left. Klingt nach Mclusky? Nun, wenn wir den wesentlichsten Unterschied suchen, landen wir nun mal beim Bandnamen. Und beim bizarren, nur mit Piano und einer Priese Schlagzeug auskommenden Abschlußtrack „The Contrarian“. Denn der ist ruhig. Viel zu ruhig. Schon sehnt man sich wieder nach Krach, Lärm, tonalem Terror.
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