Rezension

Flogging Molly

Float


Highlights: You Won't Make A Fool Out Of Me // Between A Man And A Woman // Man With No Country
Genre: Folk-Punk
Sounds Like: Dropkick Murphys // The Pogues // FIddler's Green

VÖ: 07.03.2008

Wer hierzulande das Wort "Volksmusik" hört, wird wahrscheinlich zunächst an öffentlich-rechtliche Geschmacks-Folterkeller wie den Musikantenstadl und ihren Kerkermeister Florian Silbereisen denken. Jedoch wird oft übersehen, dass der Begriff "Volksmusik" international viele verschiedene Arten von Musik bezeichnen kann, die nur die jeweils eigene regionale Volkstümlichkeit gemeinsam haben: Beispielsweise den Rembetiko in Griechenland, französische Heimatmusik und Klezmer, die durch die Alben von Zach Condon alias Beirut jüngst einen großen Popularitätsschub erfuhren oder den irischen Folk, den unter anderem Flogging Molly in ein nicht ganz alltägliches Gewand kleiden.

Wer nämlich hierzulande wiederum den Ausdruck "Folk-Punk" hört, mag damit zunächst vielleicht einmal gar nichts anfangen können. Auch scheinen sich die beiden hier verschmolzenen Musikrichtungen eigentlich eher auszuschließen, denn während das Interesse an Volksmusik ja eine gewisse Heimat- und Traditionsverbundenheit signalisiert, drückte die Zugehörigkeit zur Punkbewegung zumindest in ihren Anfangstagen, vor dem Nietengürtel im H&M-Regal also, eher Nonkonformität aus. So ist die Anzahl der in der internationalen "Szene" etablierten Folk-Punk-Bands auch eher gering und lässt sich größtenteils auf die Dropkick Murphys und eben Flogging Molly beschränken, die nun mit "Float" ihr viertes Album herausbringen.

Da nun der Vergleich mit den Dropkick Murphys angebracht wurde, soll er jedoch auch gleich relativiert werden: Denn wo die Betonung bei den Bostoner Murphys auf dreckigem Straßenpunkrock liegt, der mit volkstümlichen Dudelsäcken und Tin Whistles verfeinert wird, stehen Flogging Molly mehr in der Tradition von Genre-Vorreitern wie den Pogues und nutzen Gitarre, Bass und Schlagzeug vorrangig, um den irischen Folk in ein moderneres Gewand zu kleiden. Denn höchstens in "Man With No Country" brummt der Bass, donnern die Drums und kreischt die E-Gitarre kraftvoll im Vordergund, meist halten sie sich dezent zurück und lassen andere Instrumente die (nicht nur metaphorische) erste Geige spielen.

So bestimmen in "Between A Man And A Woman", welches das wohl beliebteste Thema der Musik überhaupt behandelt, Akkordeon und Fiedel die Melodie, während ein hibbeliges Banjo durch den "Lightning Storm" braust. "You Won't Make A Fool Out Of Me" und "Punch Drunk Grinning Soul" dürften live wieder einmal beweisen, warum sich Flogging Molly als Sahnehäubchen eines jeden Alternative-Festivals etabliert haben, die selbst Indie-Nerds reisigweise die Stöcke aus dem Arsch ziehen. Dass das Septett aus LA jedoch nicht als reine Party-Band gesehen werden kann, beweisen auf "Float" vorrangig langsamere, ruhigere Stücke wie der Titeltrack oder "Us Of Lesser Gods", die Werte wie Hoffnung und Durchhaltevermögen propagieren. "We've made it this far, (...) but the wounds, unknown secrets, makes it all who you are" heißt es im abschließenden "The Story So Far": Natürlich ist das Leben nicht immer leicht, aber genau dadurch werden wir, wer wir sind. Ein Beispiel: Dave King, Frontmann von Flogging Molly, verließ mit 17 Jahren sein Geburtsland Irland, emigrierte in die USA und durfte seine Heimat acht Jahre lang nicht wiedersehen. Das prägte King, das prägte somit auch Flogging Molly. Das machte sie zu einer Band, die die glaubwürdige Symbiose von wunderschönem irischen Folk und fetzigem Punk nach amerikanischem Muster perfektioniert hat wie kaum eine andere.

Jan Martens

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