Rezension
First Aid Kit
Stay Gold
Highlights: Cedar Lane // The Bell
Genre: Folk // Pop // Country
Sounds Like: Of Monsters And Men // Amy Macdonald // Dixie Chicks
VÖ: 06.06.2014
„Stay Gold“, die neue Platte von First Aid Kit, ist ganz offiziell ein Produkt. Die beiden jungen Schwedinnen sind mit ihrem dritten Album bei Sony Music unter Vertrag. Und wenn man auf der Homepage dieses Major-Labels nach Informationen zur Platte sucht, dann findet man sie unter „Produkte“. Zum großen Glück hat ein Wechsel zum Major-Label nicht immer etwas über die Kunst dahinter, die Musik, zu sagen. Was ein solcher Wechsel aber immer bedeutet, ist: Der große Konzern vermutet eine Massentauglichkeit der Musik. Er wittert Geld. Aus Liebe zur Musik und dem unbedingten Drang, dass unbedingt alle jetzt sofort diese kleine, kuschelige, großartige Band hören sollen, bietet ein Major-Label jedenfalls keine Verträge an.
Im Falle First Aid Kits ist der Wechsel vom kleinen Label (Wichita Records) hin zum Produkt ganz logisch: „Stay Gold“ eignet sich schlicht fantastisch als Produkt. Die Musik klingt in etwa wie eine Mischung aus Amy Macdonald und Of Monsters And Men. Und die Produkte dieser zwei Interpreten ließen sich zuletzt bekanntermaßen hervorragend an den Endverbraucher bringen. First Aid Kit machen recht flotte Folkmusik, voll schöner Melodien und schöner Frauenstimmen. Klar ist „Stay Gold“ gut produziert, klar ist die Platte ganz schön instrumentiert. Aber sie ist auch völlig glattgebügelt und eigentlich durchgängig berechenbar. Hier prasseln so viele Klischees aufeinander und die Musik mutet so wenig besonders, eigen, geschweige denn inspiriert an, dass schon der erste Hördurchgang teilweise schwerfällt. Ganz besonders schwierig wird es, wenn die Musik so countryesk zum Mitwippen gestaltet ist, dass aus dem Wippen ein Schaudern wird. Oder wenn die beiden Schwedinnen vor lauter Gejauchze fast ins Jodeln verfallen („Waitress Song“). Auch textlich bedienen First Aid Kit alles, was gerade so fein ankommt. Von „I won’t take the easy road“ über „I keep on keeping on“, „I’d rather be moving than static“ bis hin zu „Girls just want to have fun“ ist alles dabei.
Nur kurz zur Sicherheit: Das hier ist kein „Die sind jetzt beim Major-Label und deswegen schlecht“-Text. In diesem Falle passt der Wechsel zum Major-Label aber einfach ganz prächtig dazu, wie die Musik so gebastelt ist, und ist so eine logische Konsequenz. Natürlich ist diese Platte nicht grauenhaft schlecht. Sie ist nur größtenteils einfach ziemlich belanglos und stört teilweise sogar selbst, wenn sie im Hintergrund läuft. Gut ist dann eben auch etwas anderes. Für das Radio, für ein Major-Label, für Leute, die sich nicht so viel mit Musik beschäftigen (was natürlich okay ist!), mag „Stay Gold“ ganz schön sein – vor allen Dingen, wenn man nur einen Song hört. Der Rest kann die Platte ohne schlechtes Gewissen ignorieren.
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