Rezension

Findus
Vis A Vis
Highlights: Alcatraz// Vis a Vis // Laternenlichtschatten
Genre: Indierock
Sounds Like: Herrenmagazin // Adolar // But Alive
VÖ: 14.03.2014

„Der alte Rost ist heute Gold“. Verwehrungen, unterschwellige Kritik, verwoben in nachdenklichen Wortspielen und unermüdlichen Face-to-Face-Kontakten: Findus veröffentlichen dieser Tage ihr nunmehr drittes Langspielpaket. "Vis a Vis" ist Programm, ist das Konzept. Findus schlagen Alarm, entwurzeln ihren Punkspross, setzen sich mit Fragen über ihren Platz in der Gesellschaft auseinander ("Alcatraz" und "Vis a Vis") und klingen insgesamt nicht nur textlich reifer, sondern auch musikalisch. Hallo Post-Adoleszenz!
Hamburg ist voll mit Referenzen, Hamburg ist zu voll, Hamburg ist unbequem („Graue Stadt Ohne Farben, Hamburg Du Mörder“), vielleicht zu unbequem für ein frisch zugezogenes Quintett. Apropos Hamburg: zu jeder anständigen deutschsprachigen Indierock-Band findet sich schnell ein Vergleich an der Alster, doch das ist bloße Gleichmacherei. Auch wenn Findus den Lärm in ihrer Wahlheimat kritisieren und sich deshalb ein wenig mehr nach Ruhe sehnen, ist dies nicht gleichzusetzen mit Resignation. Findus arbeiten sehr hart an ihrer Reputation. Wie der Titel schon sagt, ist man reflektierter geworden, nachdenklicher, was die eigene Errungenschaft im fortschreitenden Klugheitsprozess noch bedeutet. Man setzt sich damit bewusst auseinander. Was am Ende dabei herausgekommen ist? In jedem Fall pure Fleißarbeit. Unzählige unermüdliche Konzerte in der Republik konnten sie nicht davon abhalten, ihre gesamte noch verbleibende Energie und Euphorie in dieses Album zu stecken.
"Sansibar" und "Mrugalla" wirken im Schatten des dritten Emporkömmlings als dessen Wegbereiter. "Vis a Vis" kann somit als die logische Konsequenz des bisherigen Schaffens gewertet werden. Die Produktion (verantwortlich herfür zeigen sich Torsten Otto und Hauke Albrecht, sprich: Turbostaat, Ja, Panik, Tocotronic, Kante, Kettcar etc.) ist sehr rund. Klare Strukturen und rhythmisch akzentuierte Arrangements gehen Hand in Hand mit den wohldurchdachten Gesangsmotiven. Nicht zu perfekt, nicht zu glatt, nicht zu kontrolliert.Sehr schön sind auch die für Findus typischen prägnanten Bassläufe und Melodien, die sich durch das ganze Album ziehen. So wirken einzelne Stücke wie "Nachtwache" oder "Buhmann" gerade deshalb so gut, weil sie trotz minimalistischen Outputs niemals langweilig erscheinen. Ein (Brand)Beschleuniger ist nicht nötig. So baut sich Song um Song auf, bis hin zum gesamten Album.
Das Ergebnis ist ein Stück hochwertiger Arbeit, sowohl instrumental als auch textlich. Findus ist es zu gönnen, fleißig wie sie sind und waren. Produktpalette Indierock:Hamburg ist um einen weiteren Qualitätsexport reicher geworden!
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