Rezension
Empire Of The Sun
Walking On A Dream
Highlights: Walking On A Dream // The World // Standing On A Shore // Half Mast
Genre: Pop
Sounds Like: MGMT // Phoenix // Michael Jackson // Scissor Sisters
VÖ: 13.03.2009
MGMT. Manchmal liegt der Kamm zu nah, über den verschiedene Künstler sich scheren lassen, um ihn nicht aufzugreifen. Empire Of The Sun provozieren den Vergleich mit MGMTs „Oracular Spectacular“ nicht nur mit dem Albumopener „Standing On A Shore“, auch die internationalen Singles „Walking On A Dream“ und „We Are The People“ schreien quasi: „Wir sind uneheliche Geschwister von ‚Kids’ und ‚Time To Pretend’.“
Nicht nur die musikalische Verwandtschaft im hippiesken LSD-Hubba-Bubba- oder quietschbunten Bastard-Retro-Future-Pop rechtfertigt Vergleiche. Weiterhin verlieren beide Alben etwa zur Mitte an Reiz und erscheinen langatmig. Allerdings finden sich ebenso genügend Unterschiede zwischen „Walking On A Dream“ und „Oracular Spectacular“. Empire Of The Sun entwerfen ihren psychedelischen Pop-Entwurf nicht ausschließlich als Freaks und provokative Klang-Revoluzzer. Vielmehr fokussieren Luke Steele und Nick Littlemore ganz klar das allgemein popaffine Publikum – das Radio. Mit diesem Ziel vor Augen stellen sie ihren Fleischwolf, ihren Pop-Häcksler relativ grob ein: Der Hörer erkennt immer wieder Einzelteile, die größeren Fetzen prägen jeweils deutlich ein Stück und wiederholen sich im Laufe des Albums nicht so stark. Auch wenn dies die Aufmerksamkeit durchaus zu binden vermag, verliert das Album auf Dauer an Reiz.
Neben den Vergleichen zum letztjährigen Hype MGMT und der Betonung des neonfarbenen 80er-Jahre-Charakters der Popentwürfe auf „Walking On A Dream“ drängt sich eine weitere Referenz auf. Vor allem in der ersten Albumhälfte scheinen Empire Of The Sun den Versuch zu unternehmen, ein Phoenix-Album zu produzieren. Insbesondere der Titeltrack verlässt sich ganz auf die tanzbaren frankophonen Rhythmus-Konstruktionen, wie sie auch die Franzosen in ihrem French-House geschulten Funk-Pop nutzen.
Diese klare Erkennbarkeit von Vorbildern – weitere Gesellen sich hinzu –, das heißt auch die weniger starke Vermischung der Klangelemente, trägt zu der durchaus großen Vielfalt der präsentierten Kaugummi-Pop-Fantasien bei. Bestimmen zunächst die frankophilen Pophymnen das Album, bricht der Helium-Zeichentrick-Gesang in „Delta Bay“ dies auf. Psychedelische Klanglandschaften („Country“), Ziggy-Stardust-Erinnerungen („The World“), Schmusepop („Without You“) und der hitzige Funk „Swordfish Hotkiss Nite“ vervollständigen das Album.
In all dieser Vielfalt und gleichzeitigen Durchhörbarkeit präsentieren Empire Of The Sun ihr fantastisches Gespür für interessantes aber eben auch massentaugliches Popsongwriting. Bei aller Bastardisierung verlassen sie selten die Dimensionen des Radiotauglichen. So wild und kreativ sie sein wollen, produzieren sie doch im Grunde in der Klasse von Scissor Sisters und Mika. Entsprechend kann das Album doch schnell langweilig werden. Anders formuliert: „Walking On A Dream“ ist nett, aber sicher ist es nicht den Hauch eines Hypes wert.
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