Rezension

Die Nerven

Out


Highlights: Barfuß Durch Die Scherben // iPhone // Gerade Deswegen // Ich Habe Gelogen
Genre: Post-Punk
Sounds Like: Messer // Mission Of Burma // Wipers

VÖ: 09.10.2015

Ein Meisterwerk soll es sein, das neue Album von Die Nerven. So sagt es jedenfalls das Label Glitterhouse Records, bei denen Die Nerven seit neuestem unter Vertrag sind, und feiert "Out" mit großer Begeisterung. Und wie ist es tatsächlich geworden, das neue Album von Die Nerven? Ziemlich gut bis großartig – und es wird bei jedem Hören besser. Da gibt es nämlich so einige Stellen auf "Out", die beim ersten Anhören unter den Tisch fallen, denen man erst einmal etwas mehr Aufmerksamkeit schenken sollte.

Der Aufmerksamkeit entgeht aber nicht, dass ein düsteres Unbehagen unter all den Melodien und den Stimmen auf "Out" liegt – und dass dieses Unbehagen immer mal wieder ausbricht und explodiert, wenn zum Beispiel mitten im Song "iPhone" eine Art Jam eingeworfen wird, oder wenn wie bei "Den Tag Vergessen" schon zu Beginn allein die Instrumentierung wie die böse Ahnung in einem Horrorfilm klingt. Diese Momente, wenn plötzliches Geschrei oder wildes Gitarrengeschrammel das Wabern der Songs unterbrechen, das sind die besten Momente auf "Out".

Das sind die Momente, in denen man den Schweiß hören kann, genau so, wie es die Band mit Produzent Ralv Milberg vor hatte. Im Interview im vergangenen Jahr haben uns Die Nerven von diesem Experiment, vom Einfangen dieses besonderen Sounds, erzählt: die Platte so klingen zu lassen, als ob Kevin Kuhn, Max Rieger und Julian Knoth live vor einem stehen würden, als ob man sie beim Anhören der Platte riechen könnte.

Leider sind sie aber an einer Hand abzählbar, diese Momente auf "Out". Was hier fehlt, ist die Wut und Unbefangenheit, die in den älteren Songs permanent mitschwingt. Aber dafür gibt es andere gute Momente auf "Out", wie zum Beispiel ziemlich gute Texte, vor allem in "Gerade Deswegen" ("Wie du immer wieder Nein sagen konntest // Obwohl dir die Luft wegblieb und dieses Gefühl dich lähmte // Und wie du wieder Ja sagen konntest // Obwohl du keine Ahnung hattest // Und wie du immer wieder Vielleicht sagen konntest // Obwohl du eine Meinung hast"), wie den geschickten Reim "die Unschuld in Person // ein dissonanter Ton" ("Die Unschuld In Person"), oder das sich gegenseitig drängende Schlagzeug-, Gitarren- und Bassspiel zu Beginn von "Barfuß Durch Die Scherben".

Zum Meisterwerk fehlen dann doch die einen oder anderen Feinheiten. Ein paar eingängigere Songs zum Beispiel, oder ein wenig mehr Innovation – und etwas mehr Wut und Schweiß. Aber auch so ist "Out" schon ein großartiges Stück Musik, das man ruhig mal abfeiern kann!

Marlena Julia Dorniak

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Ralv Milberg mixing "OUT" by DIE NERVEN

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"Barfuß Durch Die Scherben"

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