Rezension

Devendra Banhart

Mala


Highlights: Hildegard von Bingen // Your Fine Petting Duck // Won't You Come Over
Genre: Lounge // Pop
Sounds Like: Beirut // Albert Hammond Jr. // Girls

VÖ: 15.03.2013

Devendra Banhart hat schon Vieles in seiner Karriere getan, aber nichts davon hatte bisher das Prädikat "normal" verdient. Der König des Freakfolk war schließlich schon immer ein verrückter Vogel. Fotosessions mit großen Musikmagazinen im Kleidchen mit Vollbart waren da nur die Spitze des Eisbergs. Die Provokation war Teil des Spiels. Dass Devendra kein großer Fan von starren Geschlechterrollenverteilungen ist, hatte damit auch der letzte verstanden. Musikalisch war der Freakkönig ebenfalls immer ausgefallen und mit einem hohen künstlerischen Anspruch gesegnet. Doch mit den Jahren verlor sich ein wenig der Reiz am Ausgefallenen.

Und dann kommt „Mala“. Das achte Studioalbum. Es erweckt auf den ersten Blick den Eindruck eines gängigen Lounge-Albums. Sanfte elektronische Töne wiegen dich ganz sanft hin und her, wenn du mit diesem Klang auf den Ohren durch die Straßen ziehst. Hier und da werden die Synthesizer auch durch handgemachte Töne ersetzt, aber die Grundstimmung bleibt artverwandt. Doch es besteht kein Grund zur Panik. „Mala“ ist keineswegs gewöhnlich, die sonderbaren Elemente drängeln sich nur nicht mehr in den Vordergrund und lassen mehr Raum für Details, was dem Album zugute kommt. Manchmal muss man versuchen, nicht krampfhaft anders zu sein, nur um eben dieses zu sein. Bei Devendra Banhart wirkte der Versuch der Andersartigkeit zwar immer extrem homogen, aber durch die Tatsache, dass er diesen Grundansatz so locker abstreift, wirkt er entspannter und stärker und sein typischer Humor kommt dadurch noch besser zur Entfaltung. Da fügen sich auch das spanische „Mi Negrita“ oder das Duett „Your Fine Petting Duck“mit Devendras serbischer Verlobten Ana Kraš nahtlos ins Bild ein. In diesem Song, welcher englisch beginnt und mit merkwürdigem Deutsch – „Inzwischen trinken wir unser Glas des Himmels Abstinenz“ – endet, finden sich die beiden interessanterweise in der Rolle eines ehemaligen Pärchens wieder. Ana dürfte sicher auch nicht ganz unschuldig daran sein, dass das Album nach einem Kosenamen in ihrer Landessprache benannt wurde.

Ein besonderes Lob verdienen sich die skurrilen Songtitel: Der Opener namens „Golden Girls“, der junge Männer auf die Tanzfläche locken will und wird ist hier ebenso gut gewählt wie „Für Hildegard Von Bingen“ oder „Taurobolium“. Was den im neuen Licht erscheinenden Künstler dazu bewogen hat, den der angeblichen Wiedergeburt zuträglichen Tieropferaltar zu besingen, sollten wir vielleicht zur Abwechslung mal besser nicht hinterfragen.

Marcel Eike

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www.npr.org

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