Rezension

Delta Spirit

History From Below


Highlights: Salt In The Wound // Vivian // St. Francis
Genre: Blues // Folk-Rock
Sounds Like: Neil Young // Wilco // Dr. Dog

VÖ: 02.07.2010

Beim Anblick der Titel des Erstlings und der des eben erschienenen zweiten Albums von Delta Spirit ist man versucht zu fragen, ob die Band auf Kontraste aus ist. Denn nach „Ode To Sunshine“ kommt jetzt „History From Below“: soll es nun, nach den leichtfüßig-süßlichen Himmelsgefilden, hinab gehen in die Handfestigkeiten einer Unterschichtenhistorie? Will man hier den rein sommerlichen Sound hinter sich lassen? Oder wird auf die Entstehungsweise des zweiten Albums angespielt? „History From Below“ nämlich ist ein Kind, das bezeichnenderweise fast ausschließlich on the road geboren und erzogen wurde. Während ihrer dreijährigen Tour fanden Delta Spirit jedenfalls genug Zeit, um an neuem Material zu arbeiten und dieses auch gleich an ihrem Publikum zu testen.

Bereits bei ihrem ersten Album wurde Delta Spirit allseits Spielfreude attestiert. Diese ist auch hier zu finden, allerdings belässt man es längst nicht dabei. Der Sound ist ausgefeilter, noch dramatischer, vielleicht auch romantischer aber dabei keineswegs verkitscht. Mit Leidenschaft und Mut zum Experiment arbeiten Delta Spirit mit ihrer stabilen Basis aus Blues, Country, Folk und Soul. Die Multi-Intrumentalität Winrichs kommt zur Geltung, indem er den Sound der Band über die Ziellinie hinauszukicken vermag. Die verschiedenen Instrumente, die zum Einsatz kommen, scheinen jedenfalls Zeugen dessen zu sein. So erfährt der Hörer hier hübsch gemaserte Harmonien, die durch Eingängigkeit bestechen, aber dennoch nicht so ausgelutscht sind, als dass Langeweile auftreten könnte.

Bei diesem Album sind aber nicht nur die Melodien nett drapiert, darüber hinaus verdienen die Texte das Prädikat ,lyrisch‘. So schluchzt Vasquez, mit seiner Stimme zwischen ,Joplin‘-iesquer Kratzigkeit und angenehmer Quäkigkeit, bei "Salt in the Wound" beispielsweise die Zeilen "All the tears I cried never salted any wounds / Well the earth is so tender and cruel / Well if you're not there it's still so beautiful" ins Mikro.

So beschwingt das Album anfängt, so ruhig hört es auf. Man könnte auch behaupten, dass sich der Kreis schließt – ein Kreis, der neben ruhig-bedachten Momenten auch peitschend und temporeich erscheint.

Delta Spirit scheinen den Sprung nach oben durch ihr zweites Album gemeistert zu haben. Ihnen zuzuhören macht nicht einfach nur Spaß, wie oft die Wirkung von „Ode To Sunshine“ beschrieben wurde, sondern hinterlässt Interesse, Erstaunen und einfach ein gutes Gefühl. Ein Album, das die Vielschichtigkeit und den Tiefgang der Band gekonnt beweist, aber eben nicht durch Konstruktionen nervt, sondern durch Gefühl überzeugt.

Silvia Silko

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