Rezension
Dead Can Dance
Anastasis
Highlights: Agape // Return Of The She-King
Genre: Sphärischer Pop
Sounds Like: Antimatter // Bauhaus // Loreena McKennitt
VÖ: 10.08.2012
Sommer, Wärme, Hitzschlag. Spät, aber dafür umso heftiger wütet in diesen Tagen die mittlere Jahreszeit im Land. Jede Form der Abkühlung ist derzeit willkommen, der noch so kleinste Regentropfen wird dankend aufgenommen. Abhilfe schafft auch Anastasis, das neue Album der gerade erst wiedervereinigten Dead Can Dance. Schon nach wenigen Sekunden zieht es einem wie ein kalter Schauer über den Rücken. Zwar lautet der Titel „Children Of The Sun“ und verkündet recht positive Botschaften, aber die Diskrepanz zwischen Text und Umsetzung könnte kaum größer sein. Nur wenige Sekunden dauert es, eh Sänger Brendan Perry aufzeigt, welche Lücke in den knapp zwanzig Jahren in der Musikwelt klaffte, in denen Dead Can Dance nicht mehr aktiv waren.
Zur Historie: Die 80er waren nicht nur das Jahrzehnt schlimmster musikalischer Verbrechen, sondern unter einer kitschig-bunten Popschicht verbargen sich auch einige Projekte und Stile, die heute noch wahnsinnig innovativ wirken. Während Gothic heute zu einem Klischee schlagersingender Grafen verkommen ist, spielten am Anfang der 80er Bands wie Sisters Of Mercy, The Mission, Bauhaus und eben Dead Can Dance in einer ganz anderen Liga. Dead Can Dance waren und sind bis heute recht einzigartig. Zwar mit einer sehr düsteren Grundstimmung versehen und daher auch oft im Gothickontext verordnet, machte die Band seit jeher mehr aus als ein wenig Grabesstimmung. Besonders sind die Gesangsstimmen. Sänger Perry, ist klassicher Bariton, Sängerin Lisa Gerrard singt Altstimme. Beide verbinden dadurch Elemente klassischer Musik mit selbstgewählten Sounds aus verschiedenen Genres heutiger Musik.
Was den Sound betrifft, ist auch 2012 noch alles beim Alten, immer noch trifft elegischer Gesang auf epische, meist elektronische, sehr langsam voranschreitende Stücke. Man merkt allerdings, dass die Technikentwicklung in den letzten Jahren auch von Dead Can Dance bemerkt wurde. Jeder Song auf „Anastasis“ wurde mit Perfektion produziert, jeder Ton fällt wie eine Stecknadel in einen leeren Raum. Die Musik wirkt dadurch zwar recht kalt, niemals aber leblos. Gewagt und absolut gelungen ist beispielsweise der Einbau orientalischer Stilmittel in „Agape“. Lediglich an wenigen Punkten wirkt die musikalische Szenerie etwas übertrieben, etwa, wenn zu heftiger Glockeneinsatz einen Song zu weihnachtlich wirken lässt ("Opium"). Von diesem kleinen Makel mal abgesehen, zeigen Dead Can Dance, dass sie nach zig Schaffens-Jahrzehnten immer noch begeistern können und vor allem nicht in den Pseudokitsch à la Enya abgleiten.
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