Rezension

Dawes

Nothing Is Wrong


Highlights: If I Wanted Someone // Million Dollar Bill // A Little Bit Of Everything
Genre: Folk // Blues // Singer-Songwriter
Sounds Like: Middle Brother // Bob Dylan // Neil Young // Dr. Dog // Deer Tick // Delta Spirit

VÖ: 26.08.2011

Dass ihr Debüt „North Hills“ der Musikwelt nicht unbedingt viel Neues mitzuteilen hatte, wissen Dawes sicher nur zu gut. Dass es aber in den letzten Jahren kaum einer Band gelang, einen vergleichbaren Sound zu schaffen, der so warm, organisch und vor allem unglaublich nah an diesem Gefühl dran war, dass die Alben ihrer Vorbilder aus den 70ern hatten, wissen sie sicher auch. Leider lässt sich über das nun erschienene zweite Album der Kalifornier wenig Positives sagen, das man nicht schon über den Vorgänger hätte sagen können.

Vielleicht waren die Erwartungen aber auch einfach zu hoch, nachdem sich das vor wenigen Monaten erschienene Album von „Middle Brother“, dem Nebenprojekt von Dawes-Sänger Taylor Goldsmith sowie John J. McCauley III von Deer Tick und Delta Spirits Matt Vasquez, unverhofft als verspieltes und begeisterndes Ideenfeuerwerk entpuppte, wo sich die drei Musiker doch erst letztes Jahr getroffen und die Idee einer gemeinsamen Band ins Auge gefasst hatten. Bei „Nothing Is Wrong“, dem Dawes-Zweitwerk, will der Funke aber nicht wirklich überspringen, egal wie viele Durchläufe man dem Album auch gibt.

Mit dem Albumtitel liegen Dawes schon richtig, falsch gemacht wird hier nichts. Handwerklich ist dieses Album tadellos, die Bandmaschinerie läuft mit gewohnter Routine und Taylor Goldsmiths Stimme klingt so unbemüht und souverän wie immer. Auch die Produktion zeichnet sich wieder durch diesen schwer zu beschreibenden, warmen analogen Klang aus, der schon auf dem Debütalbum beeindruckte. Doch ständig hat man hier das Gefühl, dass Dawes die Orientierung verlieren, wenn sie in ihre Klangwelten eintauchen. Immer wieder kommt den Songs ihr Spannungsbogen abhanden und das Album droht auseinanderzufallen.

Doch gilt es den kritischen Grundton der bisher über dieses Album verlorenen Worte nicht misszuverstehen. „Nothing Is Wrong“ mag enttäuschen, allerdings auf hohem Niveau. Man höre sich nur einmal „If I Wanted Someone“ an, wo es Goldsmith wieder einmal gelingt, seine Gedanken auf den Punkt zu bringen: „maybe ‘cause I come from such an empty-hearted town / or maybe ‘cause some love of mine had really let me down / but the only time I am lonely is when others are around / I just never end up knowing what to say“. Und dann gibt es da noch diesen großartigen Albumabschluss in Form des Songs „A Little Bit Of Everything“, in dem sich Goldsmith durch zahllose Strophen singt, ohne dass man einen Moment unaufmerksam würde, obwohl man bereits eine Dreivertelstunde des zum Teil etwas zäh geratenen Albums hinter sich hat. Nein, „Nothing Is Wrong“ ist beileibe kein schlechtes Album und Dawes sind nicht die erste Band, die sich an der Aufgabe, einen würdigen Nachfolger für ihr Debüt abzuliefern, fast die Zähne ausbeißt.

Kilian Braungart

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MySpace-Seite der Band
www.myspace.com/dawestheband

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