Rezension

Dave Hause

Devour


Highlights: The Great Depression // Autism Vaccine Blues // Stockholm Syndrome // Bricks
Genre: Singer-Songwriter-Punk
Sounds Like: Frank Turner // The Loved Ones // Chuck Ragan // Bruce Springsteen

VÖ: 11.10.2013

Klar: Frontmänner von Punkbands, die Solopfade betreten, gibt es vielleicht nicht so oft wie die sprichwörtlichen Sandkörner am Meer, aber zumindest so oft wie Strandkorbvermietungen. Ein ähnlich etablierter Fakt: Die Projekte der raubeinigen Barden sind oft deutlich spannender, da nicht so trantütig wie diejenigen „hauptberuflicher“ Singer-Songwriter – und unterscheiden sich von diesen oft in einem weiteren wichtigen Punkt.

Das Stichwort lautet hier: Intimität. Während so mancher Songwriter wie Sam Amidon oder Bill Callahan oft das Gefühl vermittelt, er präferiere die Einsamkeit und schreibe vorrangig Songs, damit seine Gedanken nicht sein Herz sprengen, kann man dieses einem Punker, der sich Ex-Freundinnen und Lebensmottos mit Tinte unter die Haut spritzen lässt, deutlich schwerer abnehmen. So bringt auch Dave Hause seine Songs, die er außerhalb seiner Band The Loved Ones schreibt, nur selten alleine an den Mann: Wenn er sich die Tracks auf „Devour“ die Tracks wirklich nur mit einer Gitarre teilt, ist diese zumeist elektrisch – ein Zweierkombination, die im Genre eher ungewohnt, aber angesichts der musikalischen Herkunft Hauses stimmig ist.

Zumeist umgeht Dave Hause jedoch das beschriebene Punksongwriter-Paradox dadurch, dass er eine Band um sich schart, die unter anderem aus Mitgliedern namhafter Punkformationen wie Social Distortion besteht und dementsprechend auch ihr Handwerk versteht. So ist „Devour“ ein Album, auf das auch Tom Petty oder der Boss stolz gewesen wären, das aber das Schema des klassischen amerikanischen Rocksongs oft genug abwandelt, um auch für diejenigen, die weder Springsteen noch Ohrwürmern etwas abgewinnen können (auch solche Menschen soll es ja geben), interessant zu bleiben: So leistet sich „The Great Depression“ einen unerwarteten Tempowechsel in der Mitte des Songs, „Father's Son“ drosselt die Geschwindigkeit gleich ganz.

Bis hierhin handelt es sich bei „Devour“ bereits um ein sehr ordentliches bis gutes Album – bis Dave Hause dann aber oben erwähnte Grenzen einreißt und mit „Bricks“ einen intimen, komplett akustischen Song vorlegt, der aber nicht weinerlich resigniert, sondern hoffnungsvoll nach vorne blickt: I'm building a brand new foundation from the bricks you threw my way. Vielleicht sollte Dave Hause also zukünftig nicht als Punksänger mit Soloprojekt, sondern Singer-Songwriter mit Punkband bezeichnet werden – oder einfach als erstaunlich vielseitig talentierter Musiker.

Jan Martens

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