Rezension

Cursive

I Am Gemini


Highlights: Warmer Warmer // Drunken Birds // Twin Dragon / Hello Skeleton // Double Dead
Genre: Indie // Post-Core
Sounds Like: Criteria // The Good Life // Bear Vs. Shark

VÖ: 24.02.2012

Sie hatten eigentlich schon abgerechnet, längst Kasse gemacht. Damals, 2003, gönnten sich Cursive ein Cello und schrieben ihr Meisterwerk : „The Ugly Organ“, die morbide Geschichte des gräßlichen Orgelspielers, stellvertretend für den Musiker an sich. Ein mit Sarkasmus bis zum Haaransatz abgefüllter Tim Kasher zeigte der Musikindustrie den Vogel, kein Weg zurück. Neun Jahre und zwei Alben später spielten Cursive bei Letterman und waren Thema im Playboy.

Es waren wohl „Happy Hollow“ und „Mama,I’m Swollen“, die Nachfolger, die Cursive aufpumpten. Doch, Butter bei die Fische: Beide ließen im Vergleich zu ihrem jeweiligen Vorgänger nach. Ein Trend, den die (mittlerweile) Fünf aus Omaha mit „I Am Gemini“ auch schon wieder einstampfen. Die Geschichte des Konzepts von Anfang an vor Augen schreibt Chefzyniker Kasher 13 Texte voller fieser Spitzen, die Band krallt sich Mastodon-Produzent Matt Bayles und Cursive sind wieder voll da.

Fesselnd wie lange nicht sind sie im zerissenen Irrsinn von „Twin Dragon / Hello Skeleton“, herrlich ungemütlich in „Warmer Warmer“. Gleich im Opener glänzt die kräftige Produktion – Bayles hat die Knöpfchen richtig gedreht. Cursive stehen da nicht hinten an. Verspielt wie ein Hundewelpe ist diese Band plötzlich wieder, etliche kleine Raffinessen verbaut sie in 43 Minuten. „I Am Gemini“ ist dadurch weitaus komplexer, als es zunächst klingt.

Kashers Geschichten sind passenderweise wieder böser. Die Geschichte dahinter handelt von zwei getrennten Zwillingen - einer ein Fiesling, der andere ein Wohltäter - die sich fernab des Elternhauses finden. In Nebenrollen: Engels- und Teufelschöre. Ja ja, Kasher ist schon einer. Für Zeilen wie „Mimikry is the most ulcerous form of mockery, it rewards me handsomely“ möchte man ihn allein des Klangs wegen schon ehelichen, nur um allein den Wunsch bei all seinen verbalen Handkantschlägen schon wieder zu bereuen. Wahnsinn und Vernunft ringen um Kashers Zunge, Licht und Finsternis um seine Gedanken. Spannender war sein innerer Kampf selten.

Da seine Kollegen ihm dieses Mal aber nicht wie beim Vorgänger die Bühne allein überlassen, ist Cursives achtes Album eines ihrer besten. Lyrik und Musikalität halten sich die Wage, so dass beide Seiten sich als Sieger wähnen. Was den Genres Indie und Post-Core übrigens kaum anders geht - und Kasher mit seinem impulsiven Hirn erst recht nicht. Verwirrend,o der? Nix ist klar, also alles stimmig. Ob die Playboy-Leserschaft das rafft?

Gordon Barnard

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