We don't gamble we don't do the stock exchange. Da beschert die Finanzkrise den Cold War Kids doch glatt den treffensten einleitenden Satz, der für ein Album im Moment möglich ist. Und dann heißt dieser verfluchte Song auch noch „Against Privacy“. Auch das trifft es irgendwie, wer braucht schließlich noch eine Privatspäre, wenn es doch StudiVz gibt? Offensichtlich so gar niemand mehr.

Und die Cowards? Die sind auch mit ihrem zweiten Album „Loyalty to Loyalty“, nach dem wundervoll aufgeregten Debüt „Robbers & Cowards“, noch die unkiddigste Band der Welt. Die Gitarren schneiden die unerträglich dicke Luft in unserer Gesellschaft, Sänger Nathan Willet nölt vor sich hin (das ist vermutlich das einzig Kindliche an der ganzen Sache) und eigentlich wäre die ganze verdrummte Angelegenheit für den Hörer ein unerträgliches Intellektuellen-Theater, wenn die Band nicht das unfehlbare Talent hätte, Melodien zu schreiben, die all die „Indie“-Ohrwürmer sowas von asskicken und mehr als einen bierverseuchten Abend lang durchhalten.

Eigentlich alles beim Alten. Vielleicht hat der Zahn der Zeit die Herren noch ein wenig unbequemer gemacht. „Something Is Not Right With Me“ heißt die Singleauskopplung und obwohl hier vehement behauptet wird, dass das alles ganz und gar nicht stimmt, wurde hier mal eben ein neues „Hang Me Up To Dry“ aus dem Ärmel geschüttelt. (Für alle Unwissenden: Das war DIE Single des Vorgängerwerkes. Jetzt anhören!) Unangestrengt angestrengt. Und manchmal auch anstrengend, etwa in „Welcome To The Occupation“. Aber vielleicht ist das der Modest-Mouse-Effekt: Die schwierigsten Songs sind spätestens nach ein paar Monaten mit Abstand die brillantesten.

Ein Unterschied zum Vorgänger sei noch anzumerken: Es wird mehr getrommelt. All jenen, die gerne Substanz mögen und einem Song mehr als drei Minuten oder zwei Hördurchläufe geben, sei hiermit eine uneingeschränkte Kaufempfehlung ausgesprochen. Und passt gefälligst auf eure Daten auf!

Lisa Krichel

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