Rezension

Coheed And Cambria

The Unheavenly Creatures


Highlights: Toys // Old Flames
Genre: Pop-Prog-Metal
Sounds Like: Circa Survive // Panic At The Disco // My Chemical Romance

VÖ: 05.10.2018

Einfach war es von Anfang an, sich über Coheed & Cambria lustig zu machen: Der Science-Fiction-Quatsch! Das Gegniedel! Die Gitarre! Und nicht zuletzt: Claudio Sanchez' Haare! Was bei genauerer Betrachtung aber auch nur heißt: Mehr true im Sinne von „ursprünglich“ kann man im Metal eigentlich kaum sein. Und daher sei es Coheed & Cambria auch gegönnt, ein Album wie „The Unheavenly Creatures“ zu veröffentlichen.

Denn wenn das mittlerweile bereits neunte Album – das wieder einmal einen neuen Science-Fiction-Zyklus („Vaxis“) von Sanchez & Anhang einleitet – etwas ist, dann ist es: okay. Und was gibt es schon für namhafte Metalbands, deren Output sich nach knapp anderthalb Jahrzehnten nicht auf diesem Qualitätslevel eingependelt hat? So ist „The Unheavenly Creatures“ kein Meilenstein mehr, wie es die frühen Alben der „Amory Wars“-Tetralogie waren. Es ist aber auch kein Ausfall wie das direkt darauf folgende „Year Of The Black Rainbow“.

An ausufernden Prog im zweistelligen Minutenbereich reichen Coheed & Cambria zwar nur zu Beginn des Albums auf „The Dark Sentencer“ ansatzweise heran, auch auf wirklich radiogeeignete Popsonglänge können sie ihre Songs diesmal nicht reduzieren – darüber hinaus bietet auch „The Unheavenly Creatures“ wieder alle Trademarks der Band von Classic Rock hin zu finalen Akustikballaden und sie sind wieder einmal dann am besten, wenn sie die Grenze zwischen poppiger Eingängigkeit und Schmalz mit Karacho einreißen. Manchmal wirkt das Ganze schon fast selbstironisch – das Klavierintro „Prologue“ hat man gefühlt auch schon auf jedem früheren Album gehört.

Am meisten leidet „The Unheavenly Creatures“ dann aber doch wieder unter seiner Länge: Mit 15 bei weitem nicht immer auf den Punkt gebrachten Songs in 79 Minuten streckt Mastermind Sanchez der kurzen Aufmerksamkeitsspanne in Streaming-Zeiten schon sehr bewusst den nackten Hintern entgegen. Das ist natürlich ebenfalls True Metal bis zum Gehtnichtmehr – aber etwas weniger Authentizität hätte in diesem Fall auch nicht geschadet. Dafür verlangt ja niemand von Claudio, die zweischwänzige Gitarre einzumotten.

Jan Martens

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Video zu "Old Flames"
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