Rezension

Coheed And Cambria

The Color Before The Sun


Highlights: Island // Eraser // You Got Spirit, Kid
Genre: Rock
Sounds Like: Circa Survive // Panic At The Disco // Rush // My Chemical Romance // Thursday

VÖ: 16.10.2015

Ein Nerd zu sein, ist eine Verfassung, die sich meistens ganz von selber wieder heilt. Irgendwann verkauft fast jeder seine Stargate-Comics (mint condition!), um Geld für die neue Einbauküche zu haben und überlässt es jungen Studentinnen, sich zu Halloween wie Catwoman anzuziehen. Und ja, sogar Claudio Sanchez schreibt einmal ein Album, das nichts mit seiner selbsterdachten Weltraumsaga, den Amory Wars, zu tun hat und einen handlicheren Titel als „Good Apollo, I'm Burning Star IV, Volume One: From Fear Through The Eyes Of Madness“ trägt. Und was soll man sagen: Tut der Band gut.

Nun kann man weder behaupten, dass die Band, befreit von ihren Science-Fiction-Fesseln, neue Wege einschlagen würde. Das Gegenteil aber auch nicht. Denn dass der Sound von Coheed & Cambria zwischen Pop, Punk und so gut wie allen anderen Unterarten des Rock oszilliert, ändert sich auch auf „The Color Before The Sun“ nicht – und dass pro Album mindestens eins der Ergebnisse dieses Stilmixes das Zeug zum Rocksong des Jahres hat, zeigt gleich der Opener „Island“. Energie, Ohrwurmfaktor, bam.

Ansonsten bewegen sich Coheed & Cambria auch auf „The Color Before The Sun“ wieder zwischen sägenden Metalriffs („Eraser“), Akustiksongs („Ghost“) und den ganz großen Pathosgesten („Peace To The Mountain“), die diesmal auch Streicher... naja, unterstreichen. Der erste Bandausflug in den Classic Rock „You Got Spirit, Kid“ zündet dann auch spätestens beim zweiten Hören wie kalte Fusion und bei einem Stadionrocksong wie „Here To Mars“ bedauert man fast schon, dass es keine aktuellen Kinofilme über Marsreisende gibt, die dieser untermalen könnte. Irgendein Blockbuster, von Ridley Scott oder so?

Die Weltraum-Bildsprache dieses Songs (you're my everything from here to Mars) zeigt dann vielleicht, dass Sanchez so wenig das Nerden wie die Katze das Mausen lassen kann. Aber sei es ihm gegönnt, denn der eigentliche Beweis ist nun vollbracht: Coheed & Cambria brauchen keine Weltraum-Epen, um zu überzeugen. So gut, wie sie aktuell sind, dürften sie aber ruhig noch ein neues anfangen.

Jan Martens

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